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Jahresbericht 2005 / 2006, Teil 2

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Inhalt

Ethik und Behinderung

Pränataldiagnostik

Gendiagnostik

Fragen am Ende des Lebens

Biomedizinische Forschung

Jede Hilfe zählt - jede Spende kommt an!

Kooperationspartner in den Jahren 2005 - 2006

Veranstaltungen 2005

Veranstaltungen_2006

Friedrichshainer Kolloquium

Veröffentlichungen des IMEW 2005 und 2006

Ethik und Behinderung

Das Thema Ethik und Behinderung hat für das Institut eine besondere Bedeutung. Dies zeigt sich insbesondere in dem Projekt von Dr. Sigrid Graumann "Anerkennung von Menschen mit Behinderung" als auch beispielsweise in der Veröffentlichung von Christine Riegler "Behinderung und Krankheit aus philosophischer und lebensgeschichtlicher Perspektive", aber auch an Veranstaltungen wie "Ethik und Behinderung - Vom Paradigmenwechsel zur Praxis der Anerkennung".

Anerkennung von Menschen mit Behinderung

Projekt, Dr. Sigrid Graumann

Ziel des Projektes von Frau Dr. Graumann ist es, eine Ethikkonzeption zu skizzieren, die der Perspektive von behinderten Menschen gerecht wird. Dieses Vorhabens ist erstens aus anthropologischen und zweitens aus soziologischen Gründen von allgemeingesellschaftlichem Interesse und nicht nur für die Gruppe derjenigen Menschen relevant, die als behindert gelten.

Verletzlichkeit und Abhängigkeit

Behinderung geht nicht in allen, doch aber in vielen Fällen mit einer besonderen Verletzlichkeit und Abhängigkeit des betroffenen Menschen einher. In Bezug auf die Biowissenschaften und die Medizin kommt der Frage nach dem gesellschaftlichen Umgang mit verletzlichen und abhängigen Menschen und der hierfür herangezogenen normativen Orientierung eine ganz besondere Relevanz zu. Anthropologisch betrachtet sind nur bestimmte Lebensperioden durch mehr oder weniger unbeschränkte Autonomie und Unabhängigkeit gekennzeichnet. Andere Perioden des Lebens eines Menschen hingegen sind unvermeidlich durch Verletzlichkeit und Abhängigkeit charakterisiert. Der Umgang mit Verletzlichkeit und Abhängigkeit ist daher zweifellos von allgemeingesellschaftlicher Relevanz.

Ethische Reflexion über Behinderung

Die ethische Reflexion des gesellschaftlichen Umgangs mit Behinderung bewegt sich zwangsläufig in einem Konflikt geladenen Diskussionskontext. Dabei wird der Ethik als akademischer Disziplin selbst von Seiten der Behindertenbewegung vorgeworfen, in die Stigmatisierung und Diskriminierung von behinderten Menschen verwickelt zu sein.

In der angewandten Ethik, insbesondere in der Medizinethik und in der Wissenschaftsethik spielt "Behinderung" eine wichtige Rolle. Auffällig ist aber, dass sich die Perspektive von Menschen mit Behinderung in einigen zentralen Aspekten von derjenigen der meisten professionellen Ethikerinnen und Ethiker unterscheidet. In der Medizin- und Bioethik scheint das Verständnis von Behinderung vor allem medizinisch geprägt zu sein. Für das so genannte Medizinische Modell von Behinderung ist charakteristisch, Behinderung primär auf funktionelle und morphologische Defekte zurückzuführen und mit Leiden gleichzusetzen. Die Behindertenbewegung bezieht sich dagegen auf das Soziale Modell von Behinderung.

Philosophische Ethik und Behinderung

In der philosophischen Ethik spielt Behinderung fast überhaupt keine Rolle. Vor allem feministische Ethikerinnen haben immer wieder darauf hingewiesen, dass die meisten normativen Ethiktheorien von einem bindungslosen, unabhängigen, erwachsenen, männlichen, weißen Subjekt im Vollbesitz seiner körperlichen und geistigen Fähigkeiten ausgehen. Die meisten zeitgenössischen Moraltheorien zeichnen sich dadurch aus, dass sich ihr Interesse primär auf Fragen gegenseitiger Verpflichtungen zwischen freien und gleichen Menschen richtet. Verpflichtungen etwa zwischen sorgenden und umsorgten Menschen werden nicht oder nur nachgeordnet thematisiert. Außerdem sind die meisten Ethikkonzeptionen individualethisch geprägt. Soziale und kulturelle Kontexte werden tendenziell ausgeblendet.

Anerkennungstheorien

Im ersten Teil der Arbeit werden daher unter Rückgriff auf Anerkennungstheorien die Marginalisierung, Diskriminierung und Ausgrenzung von Menschen mit Behinderung gesellschaftstheoretisch untersucht. Damit zeigt sich, dass die Agenda der normativen Ethik erweitert werden sollte. Während nämlich die normative Ethik primär mit der Ebene der wechselseitigen Anerkennung individueller Rechte zwischen freien und gleichen Individuen befasst ist, zeigt sich, dass von und für behinderte Menschen in gesellschaftspolitischen Auseinandersetzungen die Anerkennung von Bedürftigkeit in asymme-trischen Beziehungen und die Anerkennung von Differenz von besonderer Relevanz ist.

Begründung von moralischen Verbindlichkeiten

Im zweiten Teil der Arbeit wird danach gefragt, ob sich die angesprochenen moralischen Verbindlichkeiten begründet ausweisen oder auch zurückweisen lassen. Entscheidend ist dabei, dass nicht nur Ansprüche auf Anerkennung individueller Rechte, sondern auch Ansprüche auf Anerkennung individueller Bedürftigkeit und individueller Eigenschaften und Fähigkeiten eines Menschen Berücksichtigung finden.

Auf dieser Grundlage wird eine Ethikkonzeption skizziert, die der Perspektive von Menschen mit Behinderung tatsächlich gerecht wird, das heißt, die die Bedürftigkeit, Verletzlichkeit und Abhängigkeit des Menschen in sozialen Beziehungen sowie die Differenz zwischen Menschen berücksichtigt.

"Das Institut unterstützt mit seiner Forschung unsere praktische Arbeit, indem es die medizinische Entwicklung und den Zeitgeist … aus der Perspektive der Menschen mit Behinderung analysiert und mit seinen Ergebnissen unsere Suche nach alternativen Wegen anstachelt."

Direktor Dr. Dr. Söling, Sankt Vinzenz-Stift, Aulhausen

Behinderung und Krankheit aus philosophischer und lebensgeschichtlicher Perspektive

Veröffentlicht als IMEW Expertise 6 im Eigenverlag.

Christine Riegler verbindet in der IMEW Expertise 6 "Behinderung und Krankheit aus philosophischer und lebensgeschichtlicher Perspektive" theoretische Reflexionen existenzieller Themen wie Krankheit, Glück und Leid, Freiheit, Leiblichkeit oder Grenzen mit den Alltagserfahrungen von Menschen mit Behinderung. Anhand problemzentrierter Interviews wird anschaulich, welche Schwierigkeiten die Betroffenen in einer Umwelt zu vergegenwärtigen haben, die von einer Normalität ausgeht, der sie nicht entsprechen können.

Die Expertise kann beim IMEW bestellt werden.

Die Publikation des IMEW, die eine überarbeitete Fassung der Diplomarbeit von Christine Riegler ist, hinterfragt die Vorstellung, ein gelingendes Leben setze Uneingeschränktheit als Bedingung voraus. Sie ist sowohl für Menschen mit als auch ohne Behinderung wichtig. Als "Experten in eigener Sache" sprechen behinderte Menschen selbst; sie werden sichtbar - ohne den Filter von außen. Frau Riegler hat einen Teil ihrer Arbeit am IMEW ausgeführt und wurde dabei von Frau Dr. Grüber betreut.

Pränataldiagnostik

Das Institut führte in den Jahren 2005 und 2006 zwei Kooperationsveranstaltungen über die Ziele und Praxis der Pränataldiagnostik durch.

Guter Hoffnung in der Risikoschwangerschaft? Ziele und Praxis der Pränataldiagnostik

Veranstaltet gemeinsam mit der Evangelischen Akademie in Berlin, vom 29. bis 30. April 2005, konzipiert von Dr. Katrin Grüber gemeinsam mit dem Kooperationspartner.

Die Pränataldiagnostik wird einerseits als Stärkung der Autonomie von Frauen begrüßt. Andererseits steht sie im Verdacht, die Achtung von Menschen mit Behinderung und chronischen Erkrankungen zu untergraben und ihr Lebensrecht in Frage zu stellen. Im Mittelpunkt der Tagung stand die interdisziplinäre Diskussion über Ziele und Pra-xis der gegenwärtigen Pränataldiagnostik. Dabei ging es um verschiedene Perspektiven: Welche Ziele hat sie aus Sicht der Fachgesellschaften, der Praktiker, der Frauen und ihren Partnern und von Menschen mit Behinderung?

Liegt alles Heil in der Diagnostik?

Tagung vom 9. bis 10. Februar 2006 in München, gemeinsam veranstaltet mit dem BeB, in München, konzipiert von Frau Dr. Grüber gemeinsam mit dem Kooperationspartner.

Die Veranstaltung richtete sich insbesondere an Menschen, in deren Berufsalltag die Thematik vorkam insbesondere Menschen mit Behinderungen und chronischen Erkrankungen, Eltern und Angehörige. Sie hat den Dialog und die Zusammenarbeit durch einen Erfahrungsaustausch untereinander gefördert. Es wurden insbesondere die Ziele der vorgeburtliche Diagnostik hinterfragt und Anforderungen an die Qualität von Beratungen formuliert.

Gendiagnostik

Nicht nur die vorgeburtliche Diagnostik, auch die Gendiagnostik an bereits geborenen Menschen sind wichtige Themen, denen sich das Institut in besonderer Weise gewidmet hat (siehe dazu auch das Projekt zu Biobanken). Das von Frau Dr. Graumann erstellte IMEW konkret 8 zu Gendiagnostik kann abgerufen werden unter www.imew.de. Von besonderer Bedeutung war dabei die Frage der rechtlichen Regelung der Gendiagnostik.

"Ebenfalls auf Seiten der Bundesregierung steht das Institut Mensch, Ethik und Wissenschaft, das von Behindertenverbänden getragen wird. Institutsleiterin Katrin Grüber befürwortet die unbeschränkte Laufzeit des Gesetzes."

Süddeutsche Zeitung, 24./25. März 2005
In: Furcht vor den falschen Kunden. Warum die Debatte um Versicherer und Gentests hochkocht. Von M. Reim & T. Baier.

Was heißt denn schon "normal"! Vorstellungen von Gesundheit, Krankheit und Behinderung in Genetik und Gesellschaft

Tagung vom 6. bis 7. Oktober 2005 in Hannover, gemeinsam veranstaltet mit dem Gesundheitszentrum an der Evangelischen Akademie Loccum, konzipiert von Dr. Katrin Grüber gemeinsam mit dem Kooperationspartner.

Ausgangspunkt der Veranstaltung war die Erkenntnis, dass Vorstellungen von Krankheit, Normalität und Gesundheit in kulturelle und soziale Kontexte eingebunden sind, das heißt, dass sie durchaus veränderlich und beeinflussbar sind.

Es wurden insbesondere folgende Fragen behandelt: Was bedeutet in diesem Zusammenhang Normalität? Was meinen Wissenschaftler verschiedener Disziplinen, was Laien, wenn sie von Genen sprechen? Inwiefern unterscheiden sich genetische von anderen medizinischen Daten?

Fragen am Ende des Lebens

Die moderne Biomedizin wirft zahlreiche Fragen am Ende des Lebens auf. Diese hat das IMEW auf unterschiedliche Weise thematisiert.

Patientenverfügung

Broschüre für die Bundestagsfraktion Bündnis 90/DIE GRÜNEN; Veröffentlichung als IMEW konkret; Veranstaltung am 17. September an der Akademie für Palliativmedizin in Dresden.

Das Institut hat mit der Frage nach der rechtlichen Regelung von Patientenverfügungen ein in der politischen Debatte besonders wichtiges Thema aufgegriffen.

In einer Broschüre für die Bundestagsfraktion Bündnis 90/DIE GRÜNEN haben Dr. Katrin Grüber und Prof. Dr. Jeanne Nicklas-Faust die unterschiedlichen Regelungsvorschläge der Kommissionen systematisch dargestellt und erläutert sowie den medizinischen Hintergrund dargelegt. In der Reihe IMEW konkret wurde das Thema für die interessierte Öffentlichkeit aufgearbeitet.

Am 17. September 2005 führte das Institut gemeinsam mit der Akademie für Palliativmedizin in Dresden eine Veranstaltung "Patientenverfügung - ein notwendiges und wirksames Instrument zur Stärkung der Patientenautonomie?" durch.

"Das 'Institut Mensch, Ethik und Wissenschaft' befürchtet einen 'Paradigmenwechsel im Betreuungsrecht', wenn künftig, wie es die Justizministerin empfiehlt, dem erklärten oder dem mutmaßlichen Willen des Patienten der Vorrang eingeräumt würde."

Süddeutsche Zeitung, 23. März 2005
In: Wohl, Wille, Weh. Die Patientenerklärung und die Verfügung über das Leben. Von Alexander Kissler

Niederländische Euthanasiepolitik und -praxis

Veröffentlichung des IMEW in der Reihe IMEW Expertise im Juli 2006

Marcus Düwell und Liesbeth Feikema versuchen, den kulturellen Hintergrund der niederländischen Sterbehilferegelung zu interpretieren, ohne sie ethisch zu beurteilen. Die niederländische Vorgehensweise unterscheidet sich grundlegend von der deutschen. Dies wird insbesondere deutlich an der Beschreibung des niederländischen "Poldermodells", einer prozeduralen und pragmatischen Form der Konfliktlösung. Prof. Dr. Ernst-Wolfgang Böckenförde und Prof. Dr. Dietmar Mieth stellen in ihrem Vorwort die Verbindung zum Diskurs in Deutschland her.

Das Sterben in die Mitte holen

Veranstaltung am 11. November 2005 in Köln gemeinsam mit dem Deutschen Behindertenrat und der Heinrich Böll Stiftung, konzipiert von Dr. Katrin Grüber gemeinsam mit den Kooperationspartnern.

Ausgangspunkt für die Tagung war die Überlegung, dass die Menschen kaum etwas so sehr bewegt, wie das Sterben und der damit verbundene Verlust einer geliebten Person und dass gleichzeitig kaum etwas mehr im Verborgenen gehalten wird wiedas Sterben, obwohl die Massenmedien täglich zeigen, wie Menschen umkommen. Herausgelöst aus Familie und Alltag sind Sterben und Tod zu tabuisierten Erfahrungen unserer Gesellschaft geworden. Deshalb war die zentrale Fragestellung der mit 70 Teilnehmerinnen und Teilnehmern gut besuchten Veranstaltung: Was wäre, wenn wieder akzeptiert würde, dass das Sterben und der Tod zum Leben gehören und wenn Menschen zum Sterben nicht abgeschoben würden?

Grenzen des Lebens

Jahresprogramm des Friedrichshainer Kolloquiums für September 2005 bis Juni 2006, Konzeption: Dr. Sigrid Graumann. Die Beiträge sind im gleichnamigen Buch veröffentlicht.

Das Friedrichshainer Kolloquium widmete sich von September 2005 bis Juni 2006 dem thematischen Schwerpunkt "Grenzen des Lebens" aus unterschiedlichen fachlichen Perspektiven. Themen waren der gesellschaftliche Umgang mit Sterblichkeit, Sterben und Tod, die Frage der Sterbehilfe, der Umgang mit Menschen im Wachkoma, die Frage der Lebensverlängerung, das Leben durch den Tod eines anderen Menschen im Fall der Organtransplantation sowie die Wünsche und Ziele, die mit der Zeugung von Leben im Labor verbunden sind.

Die genannten biomedizinischen Verfahren sind Thema in den Medien und in politischen Debatten, die nicht nur durch Interessenskonflikte, sondern auch durch verschiedene religiöse und kulturelle Weltanschauungen geprägt sind. Vor diesem Hintergrund werden die Entwicklungen der Biomedizin politisch gesteuert und gesetzlich reguliert.

Biomedizinische Forschung

Ethische Fragen der biomedizinischen Forschung prägten die Arbeit des IMEW in den Jahren 2005 und 2006. Siehe dazu auch die Stellungnahmen der Verbände, die das Institut Mensch, Ethik und Wissenschaft tragen, bzw. des Ethikforums.

Biomedizin im Kontext

Buch, erschienen 2006 in der Reihe Beiträge aus dem Institut Mensch, Ethik und Wissenschaft.

In dem Buch "Biomedizin im Kontext" wurden Handlungsmöglichkeiten thematisiert, die die Biomedizin eröffnetund die zunehmend unsere individuellen Lebenserfahrungen und das gesellschaftliche Zusammenleben prägen. Das gilt heute schon für die Gendiagnostik und die Fortpflanzungsmedizin und wird zukünftig wahrscheinlich für die embryonale Stammzellforschung und das Klonen ebenfalls gelten. Die genannten biomedizinischen Verfahren sind Thema in den Medien und in politischen Debatten, die nicht nur durch Interessenkonflikte, sondern auch durch verschiedene religiöse und kulturelle Weltanschauungen geprägt sind. Vor diesem Hintergrund werden die Entwicklungen der Biomedizin politisch gesteuert und gesetzlich reguliert. In den in dem Buch veröffentlichten Beiträgen werden diese Kontexte der Biomedizin aus unterschiedlichen fachlichen Perspektiven reflektiert und diskutiert.

"Wir brauchen eine biomedizinische Ethik, die wahrnehmungsfähig und informiert genug ist, dass sie sich nicht an der Diskriminierung derer beteiligt, die durch Neigung, Geschlecht, Krankheit oder Behinderung von gesellschaftlich gesetzten Normen abweichen. Daran arbeitet das IMEW."

Prof. Dr. phil., dipl. biol. Christoph Rehmann-Sutter, Philosoph und Molekularbiologe, Leiter der Arbeitsstelle für Ethik in den Biowissenschaften, Präsident der Nationalen Ethikkommission im Bereich Humanmedizin NEK-CNE, Basel

Neue ethische Fragen der klinischen Forschung

Die Ergebnisse werden im kommenden Jahrbuch für Ethik und Recht (2007) veröffentlicht.

Der Schutz der Rechte von Versuchspersonen in der medizinischen Forschung stützt sich seit den Nürnberger Ärzteprozessen im Wesentlichen auf das Konzept der freiwilligen und informierten Einwilligung. Diese international akzeptierte ethische und rechtliche Norm hat sich als wirksames Mittel erwiesen, um Patienten- und Probandenrechte auf einem hohen Niveau zu schützen und sollte daher als historische Errungenschaft angesehen werden. Im Zuge von neuen Entwicklungen in der medizinischen Forschung, das betrifft insbesondere die Humangenomforschung, ist seit einigen Jahren eine Weiterentwicklung von forschungsethischen und -rechtlichen Normen festzustellen. Diskutiert wird die so genannte Generaleinwilligung im Rahmen der Lagerung von Proben und Speicherung von Daten. Demnach soll es möglich sein, für zukünftig mögliche Forschungsvorhaben vorab eine Einwilligung einzuholen. Die Bedingung der Informiertheit der Einwilligung kann dabei nicht erfüllt sein. Darüber hinaus setzt sich zunehmend die Legitimität gruppennütziger Forschung mit Nichteinwilligungsfähigen durch, sofern diese mit minimalen Risiken und Belastungen verbunden ist und die Erkenntnisse nicht mit einwilligungsfähigen Versuchspersonen gewonnen werden können. Wenn keine Einwilligungsfähigkeit vorliegt, kann aber nicht von der Freiwilligkeit der Einwilligung ausgegangen werden. Mit den neuen forschungsethischen Normen der Generaleinwilligung und der Gruppennützigkeit gerät damit das Konzept der freiwilligen und informierten Einwilligung als forschungsethische Grundnorm ins Wanken. Damit wächst die Gefahr, dass Versuchspersonen nicht mehr wirkungsvoll gegen Instrumentalisierung geschützt sind. Wenn im Namen von Forschungsinteressen an der Generaleinwilligung und der Gruppennützigkeit festgehalten wird, muss daher über neue Wege diskutiert werden, wie ein wirkungsvoller Schutz der Rechte von Patienten und Probanden in der medizinischen Forschung und Praxis garantiert werden kann.

Jede Hilfe zählt - jede Spende kommt an!

Wer für das IMEW spendet, kann sich sicher sein, dass damit ausschließlich wissenschaftliche Arbeit unterstützt wird, die den Interessen von Menschen mit Behinderung und chronischen Erkrankungen zugute kommt. Durch die Beschreibung der Arbeitsschwerpunkte und vielfältigen Aktivitäten der Jahre 2005 und 2006 in diesem Jahresbericht, gibt das IMEW einen genauen Überblick über die Verwendung der Spenden.

Förderung durch die Aktion Mensch

Das IMEW wird seit seiner Gründung 2001 jährlich mit einem erheblichen Betrag von der Aktion Mensch gefördert. Das IMEW erstellt jährlich für die Gremien der Aktion Mensch einen detaillierten Jahres- und Finanzbericht.

Jahresabschluss

Die Buchhaltung und die Erstellung des Jahresabschlusses des IMEW wird durch die Steuerberatungsgesellschaft Klier&Ott GmbH, Berlin, erledigt.

Prüfung des Jahresabschlusses

Der Jahresabschluss wird durch die CURACON GmbH Wirtschaftsprüfungsgesellschaft, Berlin, zertifiziert und im Handelsregister veröffentlicht.

Freistellungsbescheinigung

Der Abschluss 2006 wurde dem Finanzamt für Körperschaften I in Berlin eingereicht, das dem IMEW am 25.06.2007 die Freistellungsbescheinigung mit der Steuernummer 27 / 603 / 51718 wegen der Förderung wissenschaftlicher Zwecke erteilte.

Gemeinnützige GmbH

Das Institut Mensch, Ethik und Wissenschaft ist eine gemeinnützige GmbH. Wie bei einem eingetragenen Verein (e. V.) dürfen damit Geldspenden entgegengenommen und aufgrund der Freistellungsbescheinigung dem Spender Zuwendungsbescheinigungen erteilt werden.

Spenden und Förderer

Zu den Förderern des IMEW gehören auch juristische Personen aus dem Bereich der Gesellschafterverbände. So wird das IMEW z.B. auch von der Evangelischen Stiftung Alsterdorf finanziell unterstützt.

"Das IMEW schließt eine Lücke in der Forschung zu bioethischen Fragen und Behinderung - ein einmaliger Think Tank!"

Wolfgang F. Kraft, Vorstand Evangelische Stiftung Alsterdorf

Auch Privatpersonen spenden regelmäßig Geld zur Unterstützung der Ziele des Instituts. Die Einnahmen aus diesen beiden Bereichen sollen in den nächsten Jahren durch die Implementierung eines Fundraisings eine deutlich höhere Bedeutung bekommen. Für 2008 ist die Gründung eines Freundes- und Fördererkreises geplant.

Weitere Einnahmen

Einen weiteren Teil der Einnahmen erzielt das Institut durch die Akquisition von Drittmitteln für Forschungsprojekte, durch Beratung und durch den Verkauf der IMEW-Publikationen.

Kooperationspartner in den Jahren 2005 - 2006

  • Akademie für Palliativmedizin und Hospizarbeit Dresden (APHD)
  • Bundesvereinigung Lebenshilfe für Menschen mit geistiger Behinderung e.V.
  • Evangelische Akademien (Berlin, Wittenberg)
  • Heinrich-Böll-Stiftung
  • Katholische Akademie in Berlin
  • Max-Planck-Institut für Bildungsforschung
  • Bundesverband evangelische Behindertenhilfe e.V. (BeB)
  • Deutscher Behindertenrat
  • Universität Witten/Herdecke
  • Zentrum für Gesundheitsethik


Veranstaltungen 2005

11. November 2005
Das Sterben in die Mitte holen

Tagung in Kooperation mit dem Deutschen Behindertenrat und der Heinrich-Böll-Stiftung NRW in Köln

6. bis 7. Oktober 2005
Was heißt denn schon 'normal'! Vorstellungen von Gesundheit, Krankheit und Behinderung in Genetik und Gesellschaft

Tagung in Kooperation mit dem Zentrum für Gesundheitsethik und der Evangelischen Akademie Loccum in Hannover

8. bis 29. September 2005
Vorgeburtliche Diagnostik - Diskriminierung von Menschen mit Behinderung

Satellitentagung in Kooperation mit der Universität Witten/Herdecke

17. September 2005
Patientenverfügungen - ein notwendiges und wirksames Instrument zur Stärkung der Patientenautonomie?

Veranstaltung in Kooperation mit der Akademie für Palliativmedizin und Hospizarbeit Dresden (APHD)

29. bis 30. April 2005
Guter Hoffnung in der Risikoschwangerschaft? Ziele und Praxis der Pränataldiagnostik

Tagung in Kooperation mit der Ev. Akademie zu Berlin in Berlin-Schwanenwerder

1. April 2005
Egg and embryo donation for stem cell research

Workshop in Kooperation mit der Heinrich-Böll-Stiftung in Berlin

Veranstaltungen 2006

4. bis 5. Dezember 2006
Kommunikation von Nutzen und Risiken in der Medizin. Vom Modellprojekt zur allgemeinen Praxis

Kooperationsveranstaltung mit der Evangelischen Akademie zu Berlin, dem Max-Planck-Institut für Bildungsforschung und der Stiftung Warentest

7. bis 13. August 2006
ÜberLeben. Bioethik in interdisziplinärer Auseinandersetzung

Wittenberger Sommerakademie veranstaltet mit der Evangelischen Akademie Sachsen-Anhalt

12. Mai 2006
Ethik und Behinderung - vom Paradigmenwechsel zur Praxis der Anerkennung

Tagung in Kooperation mit der Bundesvereinigung Lebenshilfe für Menschen mit geistiger Behinderung e.V. und der Katholischen Akademie in Berlin

9. bis 10. Februar 2006
Liegt alles Heil in der Diagnostik?

Symposium in Kooperation mit dem Bundesverband evangelische Behindertenhilfe e.V. (BeB) in München

Friedrichshainer Kolloquium

Das Friedrichshainer Kolloquium ist ein Forum für Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler und für Personen, die sich beruflich mit Fragen zu gesellschaftlichen Folgen von biomedizinischer Forschung und Praxis beschäftigen. Zu einem ausgewählten Thema werden jeweils zwei Vorträge aus unterschiedlichen Disziplinen gehalten und ausführlich diskutiert.

Biomedizin im Kontext

25. Januar 2005
Was kann eine kulturell aufgeklärte Bioethik leisten?

  • Reproduktionsmedizin und traditionelle Werte im modernen China
  • Der muslimische Patient

19. April 2005
Die Forschungspolitik der Genforschung

  • Forschungsförderung als Steuerungsinstrument in der Gesundheitsforschung
  • Unfassbare Technologien und internationale Innovationsabläufe - Gestaltungsspielräume der nationalen Forschungspolitik

24. Mai 2005
Biopolitische Diskurse um das humane Genom

  • Mediale Diskurse über Humangenomforschung
  • Grenzüberschreitungen - kulturelle, religiöse und politische Konflikte im Kontext der Stammzellenforschung

21. Juni 2005
Wem gehört der Körper? - Körpersubstanzen als Therapeutika

  • Gesellschaftspolitische Regulation von Entnahme, Zirkulation und Nutzung von Körpersubstanzen
  • Self-Ownership? Die Verfügung über Körpersubstanzen als gerechtigkeitstheoretisches Problem

Grenzen des Lebens

27. September 2005
Der Tod im Schaukasten

  • Labor und Bühne: Zur Geschichte des medizinischen Erkenntnisfortschritts im Anatomischen Theater (14. bis 19. Jahrhundert)
  • Die "Körperwelten"-Ausstellung als öffentliche Leichenschau und das Selbstverständnis der heutigen Anatomie

29. November 2005
Der Wunsch nach einem selbstbestimmten Tod

  • Sterbehilfe im Spielfilm
  • Selbstbestimmtes Sterben mit fremder Hilfe?
  • Behandlungsverzicht - Was bedeutet "passive Sterbehilfe"?

14. Februar 2006
Leben an der Grenze zum Tod

  • Menschen im Wachkoma - Mythos und Lebenswirklichkeit
  • Bericht einer pflegenden Angehörigen
  • Pflege von Patienten im Wachkoma zwischen Machbarem und ethisch Verantwortbarem

28. März 2006
Lebensverlängerung - um welchen Preis?

  • "Care" und die Grenzen des Lebens - Thesen zur allgemeinen Gesundheitspolitik und der Rolle der Sterblichkeit des Menschen
  • Der sozialrechtliche Behandlungsanspruch und die Grenzen des Lebens

9. Mai 2006
Geschenktes Leben

  • Leben durch den Tod - Wie Angehörige von Organspendern und Organempfängern eine Transplantation erleben
  • "Was schulde ich Dir?" - Moralische Konflikte bei der Annahme einer Lebendorganspende, die Auswirkung auf die Beziehung und wie die Ethik helfen kann

27. Juni 2006
Geschaffenes Leben

  • Von "Designer-Babys" und "Wunschkindproduktion" - Zum Sprachgebrauch in der Bioethik-Debatte am Beispiel der Präimplantationsdiagnostik
  • Von "Jungbrunnen" und "Regenerativer Medizin" - Eine Analyse der Mediendiskussion über die Stammzellforschung

Menschenbilder - Körperbilder

10. Oktober 2006
Körperbilder und Krankheitsbegriff

  • Medizin der Zukunft: Heilkunst oder "Anthropotechnik"
  • "Das Absurde erleben" - Gendiagnostik, Grenzsituationen und Sinnfragen

14. November 2006
Körper, Behinderung und Identität

  • Behinderung aus lebensgeschichtlicher und existenzphilosophischer Sicht
  • Identität und Anerkennung. Das Cochlea-Implantat und der Umgang mit dem Fremden.

Veröffentlichungen des IMEW 2005 und 2006

Publikationen IMEW

Beiträge aus dem Institut

  • Anerkennung, Ethik und Behinderung, Beiträge aus dem Institut Mensch, Ethik und Wissenschaft
    Hrsg. von Sigrid Graumann und Katrin Grüber
    LIT-Verlag, Münster, Mensch - Ethik - Wissenschaft, Bd. 2
    ISBN 978-3-8258-8322-5, 223 S., 19.90 €
  • Biomedizin im Kontext, Beiträge aus dem Institut Mensch, Ethik und Wissenschaft
    Hrsg. von Sigrid Graumann und Katrin Grüber
    LIT-Verlag, Münster, Mensch - Ethik - Wissenschaft, Bd. 3
    ISBN 978-3-8258-9624-9, 317 S., 19,90 €

IMEW Expertise

  • Vanessa Lux
    Die Pränataldiagnostik in der Schwangerenvorsorge und der Schwangerschaftsabbruch nach Pränataldiagnostik, Ein Überblick
    Handreichung im Auftrag des IMEW
    IMEW, Berlin, IMEW Expertise 3
    ISBN 978-3-9809172-2-3/ISSN 1612-6645, 68 S., 6 €
  • Alexandra Manzei
    Stammzellen aus Nabelschnurblut, Ethische und gesellschaftliche Aspekte
    IMEW, Berlin, IMEW Expertise 4
    ISBN 978-3-9809172-3-0/ISSN 1612-6645, 82 S., 8 €
  • Marcus Düwell und Liesbeth Feikema
    Über die niederländische Euthanasiepolitik und -praxis
    IMEW, Berlin, IMEW Expertise 5
    ISBN 978-3-9809172-4-7 -X/ISSN 1612-6645, 94 S., 10 €
  • Christine Riegler
    Behinderung und Krankheit aus philosophischer und lebensgeschichtlicher Perspektive
    IMEW, Berlin, IMEW Expertise 6
    ISBN 978-3-9809172-5-4 / ISSN 1612-6645, 122 S., 12 €

IMEW konkret

  • Ethik der klinischen Forschung
    IMEW konkret 5, ISSN 1612-9989
  • Ethik des Grundgesetzes? Zum Verhältnis von (Verfassungs-) Recht und Ethik
    IMEW konkret 6, ISSN 1612-9989
  • Patientenverfügungen - ein notwendiges und wirksames Instrument zur Stärkung der Patientenautonomie?
    IMEW konkret 7, ISSN 1612-9989
  • Gendiagnostik
    IMEW konkret 8, ISSN 1612-9989

Ausgewählte Publikationen Katrin Grüber

  • Enhancement und die Perspektive der Behinderung
    In: Die Welt als Barriere. Deutschsprachige Beiträge zu den Disability Studies. Hrsg. von Erich Otto Graf, Cornelia Renggli und Jan Weisser, Bern: Edition Soziothek 2006, 105-111.
  • Public funding of predictive medicine and dealing with disease
    In: Questions éthiques en médecine prédictive. Coordonné par Armelle de Bouvet, Pierre Boitte et Grégory Aiguier, Montrouge: John Libbey Eurotext 2006, 117-122.
  • Systematisch benachteiligt. Menschen mit chronischen Erkrankungen und Behinderungen im Gesundheitssystem
    Dr. med. Mabuse, 31, 162, Juli/August 2006, 34-36.
  • Forschungsförderung und Narrative als Steuerungsinstrumente in der medizinischen Forschung.
    In: Biomedizin im Kontext. Hrsg. von Sigrid Graumann und Katrin Grüber, Münster: LIT Verlag 2006, S. 277-295.

Ausgewählte Publikationen Sigrid Graumann

  • Rechte und Pflichten in asymmetrischen Beziehungen
    In: Anerkennung, Ethik und Behinderung. Hrsg. von Sigrid Graumann/Katrin Grüber, Lit-Verlag, Münster 2005, S. 13-28.
  • Sind wir dazu verpflichtet für das Wohlergehen anderer zu sorgen? In: Sonderpädagogische Förderung 51, 1, 2006, S. 5-22.
  • Experts on Bioethics in Biopolitics. Bioethics in Cultural Contexts.
    In: Bioethics in Cultural Contexts. Reflections on Methods and Finitude. Eds. Christoph Rehmann-Sutter, Marcus Düwell, Springer, Dordrecht 2006, S. 175-185.
  • Forschungsethik
    In: Handbuch Bioethik. Hrsg. von Düwell, Marcus, Hübenthal, Christoph, Werner, Michael, Metzler, Stuttgart 2006 (2. Auflage), S. 253-258.
  • Genethik
    In: Handbuch Bioethik. Hrsg. von Düwell, Marcus, Hübenthal, Christoph, Werner, Michael, Metzler, Stuttgart 2006 (2. Auflage), S. 259-264.
  • Biomedizin und die gesellschaftliche Ausgrenzung von Menschen mit Behinderung
    In: Inklusion statt Integration? - Heilpädagogik als Kulturtechnik. Hrsg. von Markus Dederich, Heinrich Greving, Christian Mürner, Peter Rödler, Psychosozial-Verlag, Gießen 2006, S. 142-156.

Spenden

Wenn Sie dem Institut eine Spende zukommen lassen möchten, überweisen Sie bitte auf das unten genanntes Konto.

Geben Sie im Betreff "Spende" und Ihre vollständige Anschrift an, damit wir Ihnen die Spendenquittung zusenden können.

Bei Fragen zum Thema finanzielle Unterstützung des IMEW, können Sie sich auch direkt an Frau Dr. Grüber wenden: Tel 030/293 817-70; Email: grueber@imew.de.

Unsere Bankverbindung:
Kontoinhaber: IMEW
Konto-Nr. 32 82 101
BLZ 100 205 00
Bank für Sozialwirtschaft

Stärken Sie die Perspektive Behinderung!

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Weitere Artikel:

Jahresbericht 2005 / 2006

Jahresbericht 2004

Jahresbericht 2003

Jahresbericht 2002

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