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Bericht über die 10-Jahresfeier

Bericht IMEW-10-Jahres-Feier

Rebecca Maskos

Die Perspektive von Menschen mit Behinderung in Forschung, Politik und Öffentlichkeit stärken – das ist die Vision des Instituts Mensch, Ethik und Wissenschaft. Seit nun zehn Jahren verfolgt das IMEW dieses Ziel mit großem Erfolg. In der Katholischen Akademie Berlin zogen Gründerinnen und Gründer, Wegbereitende, Unterstützerinnen und Unterstützer und Interessierte bei einem Festakt am 5.10.2011 Bilanz.

Die Kuratoriums-Vorsitzende des IMEW Prof. Dr. Ute Lindauer erinnerte in ihrer Begrüßung an die Zeit der Gründung des Institutes und an die Befürchtungen im Zusammenhang mit der Bioethik-Konvention des Europarats: Dass das Lebensrecht behinderter Menschen zunehmend in Frage gestellt würde und damit letztlich die Würde aller Menschen zur Disposition stünde. Sie dankte den Gründerinnen und Gründern, zu denen auch Dr. Michael Wunder, der den Abend moderierte, gehört und nicht zuletzt der Stiftung Deutsche Behindertenhilfe, die das Institut auf sehr großzügige Weise unterstützt hat.

Dr. Katrin Grüber, Leiterin des IMEW, erinnerte an Vorbehalte in den ersten Jahren des IMEW. So bezweifelten einige potentielle finanzielle Förderer, dass das parteiliche Eintreten für die Perspektive der Betroffenen Wissenschaftlichkeit zuließe. Dies habe sich aber in der Zwischenzeit gelegt. Hingegen habe das IMEW von Anfang an als vermittelnde Instanz zwischen Wissenschaftlern, Politikerinnen und behinderten Menschen gewirkt und so den Dialog zwischen diesen befördert.

Die auch „Disability Mainstreaming“ genannte Inklusion behinderter Menschen z.B. in alle Forschungsvorhaben und Gesetzesinitiativen gibt der Arbeit des IMEW eine klare Richtung. Dabei betreibe das IMEW keine bloße Lobbypolitik, sondern grundlegende Forschung, eine „Arbeit am Begriff“, betonte Dr. Marie-Luise Schneider, stellvertretende Leiterin der Katholischen Akademie, in ihrem Grußwort. Das IMEW frage nach den Prämissen für das in bioethischen Debatten gängige Fazit „Das kann jeder nur für sich selbst entscheiden“ und buchstabiere Forschungsergebnisse aus, bis hinein in die sozialpolitischen Verästelungen. Das tue es in einer unaufgeregten Sachlichkeit, die das Institut zu einem wichtigen und glaubwürdigen „Think Tank“ in diesem Feld habe werden lassen.

Wie grundlegend die vom IMEW begleiteten Debatten mit den Grund- und Menschenrechten verbunden sind, zeigte Festredner Prof. Dr. Gerhard Robbers. Der Verfassungsrechtler wies darauf hin, dass die Menschenwürde ihren Schutz unhintergehbar in den ersten Artikeln des Grundgesetzes findet, und dadurch eine Schmälerung des Existenzrechtes menschlichen Lebens nicht zulässig sei. Die bundesdeutsche Verfassung beziehe sich elementar auf die Menschenrechte, und diese wiederum garantierten neben dem Schutz vor Leiden auch die Wahrnehmung von Möglichkeiten. Demnach stehe in seinen Augen die im Sommer 2011 beschlossene Neuregelung der Präimplantationsdiagnostik (PID) mit der Verfassung im Widerspruch. Dieses Problemfeld sei mit der jüngsten Gesetzgebung nicht erledigt, es sei eigentlich erst wirklich eröffnet worden. An Debatten wie der zur PID habe das IMEW sich in den vergangenen Jahren engagiert beteiligt, so Robbers, und auch künftig bedürfe es der bioethischen Auseinandersetzung.

Die Teilnehmer des von Volker Langguth-Wasen moderierten Podiums Robert Antretter, Prof. Dr. Dietmar Mieth, Dr. Johannes Feldmann und Dr. Vanessa Lux wiesen auf weitere Debatten hin, die das IMEW mit seiner Expertise bereichern soll: Organspende und Hirntod, die zunehmende Biologisierung des Sozialen und die Liberalisierung der Medizin sowie den aus der UN-Behindertenrechtskonvention erwachsenden Neuregelungsbedarf.
In einem Schlusswort unterstrich schließlich Ina Krause-Trapp, Vorsitzende der Gesellschafterversammlung des IMEW, auch die künftige Bedeutung des IMEW für seine Gesellschafterverbände.

Weitere Artikel:

Programm der 10-Jahresfeier des IMEW am 5.10.2011

Prof. Dr. Ute Lindauer: Begrüßung

Dr. Maria-Luise Schneider: Grußwort

Dr. Katrin Grüber: Rückblick

Prof. Dr. Gerhard Robbers: Festvortrag

Ina Krause-Trapp: Schlusswort

Fotos der 10-Jahresfeier

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