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Biobanken - Konzepte und Umsetzung, Teil 3

Katrin Grüber und Rainer Hohlfeld, Institut Mensch, Ethik und Wissenschaft, November 2005

4.2. UK Biobank

Die UK Biobank wird im Wesentlichen von folgenden drei Geldgebern getragen: dem Wellcome Trust, dem Medical Research Council sowie dem britischen Gesundheitsministerium. Insgesamt sollen für die Phase der Rekrutierung und Einlagerung der Proben und Daten in den nächsten Jahren 61,5 Millionen Pfund (rund 88 Millionen Euro) bereitgestellt werden. Die endgültige Entscheidung über das Projekt soll jedoch erst im Laufe des Jahres 2006 fallen.

Die UK Biobank ist das derzeit weltweit größte Projekt und gehört zu den prospektiven, populationsbezogenen Biobanken. Sie soll die Infrastruktur bieten, um die Wechselwirkung zwischen verschiedenen Faktoren (genetischen und Umweltfaktoren) auf das Krankheitsgeschehen zu untersuchen.

4.2.1. Beschreibung

Trägerstruktur

Die UK Biobank Limited ist eine gemeinnützige Gesellschaft mit Sitz in Manchester. Die Verantwortung trägt der Vorstand (board of directors). Geschäftsführer ist Rory Collins. [ 14 ] In Manchester befindet sich die organisatorische Zentrale, die mit sechs regionalen Zentren kooperiert.

Der Wissenschaftliche Beirat (Science Committee) begleitet das Projekt und spricht dem Vorstand Empfehlungen aus. Vorsitzender ist der klinische Mediziner John Bell. Daneben sind sieben Epidemiologen vertreten sowie jeweils ein Vertreter aus Genetik, Kardiologie, Allgemeinmedizin, Public Health, Mathematik und Statistik, Krankenpflege und Sozialwissenschaften.

Zuständig für die ethische Begleitung ist ein Ethikrat, der UK Biobank Ethics and Governance Council (EGC) . Er wurde 2004 vom Medical Research Council (MRC) und dem Wellcome Trust eingerichtet. Zum Vorsitzenden wurde Alastair Campbell von der Universität Bristol berufen. [ 15 ] [ 16 ]

Die wissenschaftlichen Konzepte der Biobank

Die UK Biobank gehört zu den prospektiven, populationsbezogenen Biobanken. Es ist geplant, in den nächsten Jahren Proben und Informationen von 500.000 Menschen im Alter zwischen 40 und 69 Jahren [ 17 ] zu sammeln, wobei - wie bei prospektiven Studien dieser Art üblich - nur Personen dafür in Frage kommen, die zum Zeitpunkt des Beginns der Untersuchung gesund sind. Die UK Biobank wird die weltweit größte prospektive Biobank sein.

Die Teilnehmer sollen in den nächsten Jahrzehnten weiterverfolgt werden, um festzustellen, wann und woran sie erkranken oder sterben. Die Informationen über die Teilnehmer - darunter genetische, physiologische, gesundheitliche Daten, Informationen über Lebens- und Ernährungsgewohnheiten, sportliche Aktivitäten, Verschreibung von Medikamenten - sowie die Proben für genetische Analysen sollen aufbereitet und für Forschungsvorhaben in den kommenden 30 Jahren zur Verfügung gestellt werden. Die Vorstellung dabei ist, dass auf diese Weise der genetische Einfluss auf Erkrankungen untersucht werden kann.

Das Besondere an dieser Art von Studien ist, dass sie keine Hypothesen über Krankheitsursachen benötigen, aber Hypothesen über mögliche Ursachen generieren können.

Die UK Biobank soll als Ressource für Forschungsvorhaben anderer dienen, jedoch nicht selbst forschen. [ 18 ]

Alan Doyle wissenschaftlicher Leiter des Population and Public Health-Programms beim Wellcome Trust, der auch am wissenschaftlichen Protokoll mitgearbeitet hat, berichtet, dass es in der Ideenphase des Projektes zwei wissenschaftliche Richtungen gegeben hat. Die eine bevorzugte die Idee einer möglichst großen Kohorte, mit der allgemeine Fragestellungen bearbeitet werden können und für die keine Hypothesen über Krankheitsursachen nötig sind, während die andere für einen Ansatz plädierte, der spezifische Fragestellungen erlaubt. Mit der UK Biobank versuche man, beide Ansätze zu ermöglichen (Doyle*) [ 19 ], wobei der zweite Ansatz durch eingebettete Fall-Kontroll-Studien verwirklicht werden soll. [ 20 ]

Allerdings soll die UK Biobank auch Daten für andere methodische Ansätze liefern können (vgl. UK Biobank 2002).

Es gibt also im Grunde nicht nur ein Konzept der Biobank, sondern mehrere. Diese Uneindeutigkeit findet sich auch an anderer Stelle wieder. Die Biobank will in erster Linie als gemeinnützige Einrichtung einen Beitrag für die Gesellschaft leisten. Sie will aber auch offen sein für Unternehmen, die die Daten der Biobank nutzen.

Auf dem Weg zur Realisierung [ 21 ]

Im Jahre 1999 entstand auf einem gemeinsamen Treffen des Wellcome Trust, der weltweit größten Stiftung im Medizinbereich, und des Medical Research Council, einer britischen, staatlich finanzierten Organisation, die medizinische Forschung fördert, die Idee, eine groß angelegte Populationsstudie durchzuführen. Ziel soll sein, das Zusammenwirken von Genen und Umweltfaktoren auf die Entstehung allgemein verbreiteter Erkrankungen zu analysieren. Der Wellcome Trust hält dies für eine logische Weiterentwicklung der von ihm mitfinanzierten Sequenzanalyse des menschlichen Genoms (Doyle*).

Der Entwurf für ein wissenschaftliches Protokoll wurde zur Begutachtung an Peer Reviewers versandt.

Im Jahre 2003 fiel die (vorläufige) Entscheidung über die finanzielle Ausstattung. Für das Projekt sollen in den nächsten Jahren 61,5 Millionen Pfund (rund 88 Millionen Euro) bereitgestellt werden: jeweils 28 Millionen Pfund von Wellcome Trust und Medical Research Council, 5 Millionen vom Gesundheitsministerium und 0,5 Millionen von der schottischen Regierung (UK Biobank 2004). Weitere 0,5 Millionen kommen von einer regionalen Entwicklungsagentur (Peakman*). Die Entscheidung ist noch nicht endgültig (siehe unten).

Im ersten Pilotprojekt wurde das molekulare Analyseverfahren getestet (sample handling protocol). Das Protokoll wird in einer öffentlichen Anhörung diskutiert und das Ergebnis im Jahre 2006 veröffentlicht (Peakman*).

Das Parliamentary and Scientific Committee des House of Commons richtete in seinem Technologiebericht über den Medical Research Council im Jahr 2003 Fragen, Erwartungen und Kritik an die UK Biobank (siehe unten).

Im Jahre 2004 wurde der Vorstand der UK Biobank mit Sir Alan Langlands als Vorsitzendem ernannt.

Im Jahre 2005 wurden Pilotprojekte durchgeführt, in denen insbesondere der Aufwand für die Teilnehmer im Rahmen des Rekrutierungsverfahrens geprüft wurde, um Verbesserungsvorschläge für das Verfahren zu entwickeln.

Für die ersten Monate des Jahres 2006 ist der Beginn der dritten Pilotstudie geplant, in der zum ersten Mal mit einer kleinen Stichprobe das gesamte Verfahren der Rekrutierung und der Materialsammlung durchlaufen werden soll. Danach wird das Projekt einer internationalen Prüfung (peer review) unterzogen. Dafür wird eine internationale Gruppe, das International Scientific Advisory Board, von den Geldgebern eingesetzt (Peakman*). Voraussichtlich im Sommer 2006 entscheiden die Hauptgeldgeber, ob Mittel für die weitere Probensammlung freigegeben werden. Dabei wird nicht nur die Bewertung durch das Scientific Advisory Board eine Rolle spielen, sondern auch die Kosten für die Rekrutierung (Peakman*). Die Geldgeber wollen sich sicher sein, sagte Alan Doyle vom Wellcome Trust, dass die Biobank ihr Geld wert sei.

Man kann derzeit also nicht von einer existierenden Biobank sprechen, über die konkrete Erfahrungen vorliegen. Das wissenschaftliche Protokoll, die informierte Zustimmung (Informed Consent) und das ethische Regelwerk liegen nur im ersten Entwurf und nicht in der endgültigen Fassung vor. Deshalb können keine Vergleiche in Bezug auf frühere Erwartungen gezogen werden. Allerdings liegen ausführliche Informationen über das geplante Projekt und Bewertungen durch Gutachter, andere Wissenschaftler und gesellschaftliche Gruppen vor. Der Besuch der UK Biobank hat wichtige Einblicke in die geplante Praxis der Rekrutierung sowie der Datenverarbeitung und des Datenschutzes geliefert. Dies wird im Folgenden dargestellt.

Zeitverzögerung

Bisher sind noch keine Proben für die Einlagerung gesammelt worden. Die Umsetzung des Projektes hat sich verzögert. Der Observer teilte im Jahr 2003 seinen Leserinnen und Lesern mit, sie würden möglicherweise im folgenden Jahr gefragt, ob sie an einem Biobank-Projekt teilnehmen wollten (Revill 2003). So sieht es auch das wissenschaftliche Protokoll vor. Tatsächlich wird die Rekrutierung frühestens im Herbst 2006 beginnen, also 3,5 Jahre später als geplant.

Die Zeitverzögerung wird von unterschiedlichen Seiten kritisiert (Gibson*) bzw. mit Verwunderung zur Kenntnis genommen (Rose*). Doyle führt aus, dass einige die Zeitverzögerung kritisieren, andere aber auch Vorteile erkennen. Sowohl in wissenschaftlicher als auch in ethischer Hinsicht seien Fehler vermieden worden (Doyle*).

Es erscheint bemerkenswert, dass die Geldgeber erst sieben Jahre nachdem die Idee entstand und nachdem immer wieder bekannt gegeben wurde, die Rekrutierungsphase werde bald beginnen, endgültig die Entscheidung treffen werden, ob sie die Gelder für das Projekt freigeben. Dies kann so gewertet werden, als wollten die Geldgeber jeder Kritik von außen vorbeugen, sie hätten eine voreilige Entscheidung getroffen oder seien sogar selbst skeptisch geworden. Offensichtlich gibt es niemanden, der das Projekt mit Begeisterung vorantreibt. Der zeitliche Verlauf kann aber auch Ausdruck der Erkenntnis sein, dass ein Projekt von dieser Größe sehr sorgfältig vorbereitet werden muss und dass ein behutsames Vorgehen angemessen ist.

4.2.2. Das wissenschaftliche Protokoll der UK Biobank

Der Entwurf eines wissenschaftlichen Protokolls (Scientific Protocol) aus dem Jahr 2002 wurde 2005 veröffentlicht und ist im Netz zugänglich. [ 22 ] Er beschreibt die Begründung für das Projekt, die Methoden der Proben- und Datensammlung, mögliche Forschungsvorhaben und den erwarteten Nutzen. Auf diese Weise wird vorstellbar, wie das Projekt ablaufen wird. Deshalb werden die verschiedenen Bereiche ausführlich dargestellt.

Inhalt

Im Entwurf des wissenschaftlichen Protokolls werden dargestellt:

  • Ziele und Grundprinzip
  • Begründung für das Studiendesign, die Zusammensetzung der Alterskohorten und der Probengröße
  • wissenschaftlicher Hintergrund: bisherige Veröffentlichungen, Bezug zu anderen groß angelegten Untersuchungen, bei denen Blutproben eingelagert werden, länderbezogene Studien, Kohorten- und andere Studien
  • Forschungsvorhaben: Struktur, Rekrutierung der Teilnehmer (siehe unten), Zusammensetzung der Kohorte unter anderem nach Alter, Geschlecht und ethnischer Herkunft (siehe unten); Basismessungen: Fragebogen, Informed Consent, Interview, körperliche Untersuchungen, zusätzliche Daten über die Ernährungsgewohnheiten, Anforderung und Methode der Sammlung, Aufbereitung und Langzeitlagerung der Blutproben, Analyse, Qualität des Datenmanagements, Nachbefragung einer Untergruppe der Teilnehmer
  • Studien zu molekularen, proteomischen und metabonomischen [ 23 ] Untersuchungen, Pharmakogenetik, Verfahren für die Verfolgung der Teilnehmer (follow up), Datenmanagement, statistische Methoden, Schulung des untersuchenden Personals, Pilotstudien, andere Studien im Rahmen der Kohorte, Logistik und Zeitplan
  • weitere Entwicklung der Studieninstrumente und der Infrastruktur
  • mögliche Relevanz für verschiedene Sektoren
  • ethische Aspekte, Informed Consent, Datenschutz, Nutzen-Risiko-Abschätzung, Rückmeldung an die Teilnehmer, kommerzielle Beteiligungen (siehe unten)
  • Verbindungen mit anderen Projekten
  • Verbreitung der Ergebnisse

Laut wissenschaftlichem Protokoll soll die UK Biobank die Infrastruktur für die Untersuchung von Effekten bieten, die entweder unabhängig voneinander oder kombiniert wirken und das Risiko häufig auftretender multifaktorieller Krankheiten bei Erwachsenen beeinflussen. Unterschieden wird dabei zwischen genetischen und Umweltfaktoren, wobei Letztere in Lebensstil, physiologische Faktoren und Umweltbelastungen unterteilt werden.

Es sei allgemein anerkannt, dass das individuelle Krankheitsrisiko von drei Bereichen abhänge: von der Belastung durch verschiedene Faktoren, der persönlichen Empfindlichkeit und dem Zufall (UK Biobank 2002: 7). Um die kombinierten Effekte von Genotyp und Umweltbelastung zu verstehen, sei eine genaue Quantifizierung des Krankheitsrisikos, das mit der entsprechenden Exposition assoziiert sei, notwendig. Darüber hinaus sei es wichtig, die Evidenz statistischer Wechselwirkungen von Genotyp und Belastung zu untersuchen (ebd.). Um genügend Inzidenzen für Krankheits- und Todesfälle zu berücksichtigen, seien Proben und Informationen von 500.000 Menschen notwendig.

Großbritannien sei insbesondere deshalb als Standort für diese Art von Biobank geeignet, weil es eine heterogene Bevölkerungsstruktur besitze und weil das Gesundheitssystem, der National Health Service (NHS), zentral organisiert sei.

Im wissenschaftlichen Protokoll wird überwiegend die Untersuchung von Risiken angesprochen und beschrieben. Nur an einer Stelle heißt es, dass Genotypen oder Expositionen auch Vorteile haben könnten (ebd.: 10).

Rekrutierung und Zusammensetzung der Kohorte

Nach dem wissenschaftlichen Protokoll sollen 500.000 Menschen zwischen 45 und 69 Jahren für die Teilnahme am Biobankprojekt gewonnen werden. [ 24 ] Das entspricht etwa 5 Prozent der Alterskohorte. Mögliche Spender sollen über Allgemeinärzte angesprochen werden. Ausgenommen sind Kranke oder Menschen, die in Heimen oder Institutionen leben. Ärzte erhalten Richtlinien über Ausschlusskriterien (UK Biobank 2002). Innerhalb der Kohorte sollen Ehepartner und Geschwister zwecks familienbezogener Untersuchungen angesprochen werden.

Da die Rekrutierung aber nicht flächendeckend erfolgt, sondern über zehn über das Land verteilte Zentren [ 25 ], muss die Rekrutierungsrate pro Zentrum deutlich höher als 5 Prozent sein. Laut wissenschaftlichem Protokoll, das noch von der Erfassung von Menschen zwischen 45 und 69 ausgeht, müssen 500 bis 600 Praxen angesprochen werden, um 1 bis 1,2 Millionen Menschen zu erreichen, von denen 40 bis 50 Prozent an dem Projekt teilnehmen sollen (UK Biobank 2002). [ 26 ] Die UK Biobank erhebt nicht den Anspruch, den Bevölkerungsquerschnitt nach Männern, Frauen, Altersstruktur, geografischer und ethnischer Herkunft und Bildungsstandard genau abzubilden. Repräsentativität ist nicht Ziel. Gleichwohl soll eine regionale Ausgewogenheit und die Teilnahme verschiedener ethnischer Gruppen dadurch erreicht werden, dass die Standorte der Rekrutierungs-Zentren wechseln. Die Betreiber gehen davon aus, dass die Ergebnisse auf die gesamte Bevölkerung übertragbar sind. Bei selteneren Erkrankungen wird es notwendig sein, mit anderen Biobanken zusammenzuarbeiten (Peakman*).

Es wird erwartet, dass 90 Prozent der Teilnehmer weiß sind. Es sollen mindestens 3.000 Teilnehmer der größeren ethnischen Gruppen gewonnen werden. Das heißt in der Konsequenz, dass für diese Gruppen groß angelegte Studien, die große Fallzahlen von Krankheiten erfordern, nicht durchgeführt werden können. Hilary Rose* weist darauf hin, dass auch die Frage nach der Gerechtigkeit gestellt werden könnte. Die Zusammensetzung der britischen Bevölkerung sei ausgesprochen vielfältig. Alle zahlten schließlich Steuern. Was aber wäre, wenn nur die Probleme bestimmter Gruppen untersucht werden könnten?

Rekrutierungsverfahren

Nachdem die Teilnehmer informiert wurden und eingewilligt haben (Informed Consent), sollen sie auf einem Touchscreen einen Katalog von 300 Fragen beantworten. Gefragt wird nach Alter, Geschlecht, ethnischer Herkunft, sozio-ökonomischem Status, Gewohnheiten und Lebensweise, Diät, Familiengeschichte, Gesundheit in der Vergangenheit, Behinderung oder Beeinträchtigung, psychologischem Zustand, Geburtsgewicht. So sollen sie genau angeben, ob und wie viel sie rauchen, Alkohol trinken, Sport treiben und ob sie ein Handy benutzen. Frauen werden auch nach der Zahl der Kinder gefragt (UK Biobank 2002). Es folgt ein Interview mit einer Forschungskrankenschwester über Krankheiten, Krankengeschichte und Operationen.

Blutdruck, Lungenfunktion, Puls, Länge, Gewicht u.a. werden gemessen, Blut und Urin untersucht. Zudem ist vorgesehen, dass die Teilnehmer eine Woche lang ein Tagebuch über ihre Ernährungsgewohnheiten führen. [ 27 ]

Die Teilnehmer erhalten ihre Laborwerte im Vergleich zu Normwerten mitgeteilt. Gegebenenfalls wird der Hausarzt informiert. Im Rahmen der Pilotstudie wurden die Teilnehmer gewarnt: Sie sollten überprüfen, ob solche Informationen ihre Lebensversicherung oder private Krankenversicherung tangieren können (UK Biobank 2005).

Danach erhalten sie keine weiteren Informationen. Die Ergebnisse, die anschließend aus chemischen oder genetischen Analysen der Proben und aus Berechnungen gewonnen werden, werden ihnen nicht mitgeteilt.

Nachverfolgen der Teilnehmer

Über die Krankenakten könnten die Teilnehmer weiterverfolgt werden, die erkranken oder die ins Krankenhaus kommen. Dies ist für einen Zeitraum von 20 bis 30 Jahren geplant (follow up). Die Krankenakten können auch Auskunft darüber geben, welche Medikamente während des Studienverlaufs verabreicht werden. Nach 5 Jahren werden die Teilnehmer erneut nach Zigaretten- und Alkoholkonsum, sportlichen Aktivitäten, Gesundheitszustand und anderem befragt. Die Register des National Health Service erfassen auch Sterbefälle von Teilnehmern.

Studien mit Daten der Biobank

Es wird betont, dass die UK Biobank zwar insbesondere für große populationsbezogene Kohortenstudien sowie nachträglich eingebettete Fall-Kontroll-Studien dienen soll, dass aber auch andere Studien über die gemeinsamen Effekte von Genotyp und Exposition durchgeführt werden können.

Das Protokoll nennt Beispiele für Forschungshypothesen, die mit eingebetteten Fall-Kontroll-Studien geprüft werden können. So hätten Rauchen und Polymorphismen im Gen für endothelische Stickstoffmonoxid-Synthase und Apolipoprotein E4 unabhängige und abhängige Effekte auf das Risiko ischämischer Herzerkrankungen. Der Einsatz von exogenen Hormonen und Polymorphismen im BRCA1- und BRCA2-Gen hat unabhängige und kombinierte Effekte auf das Brustkrebsrisiko.

Die UK Biobank soll geeignet sein, zum einen Kohortenstudien und zum anderen eingebettete Fall-Kontroll-Studien durchzuführen. Durch eingebettete Fall-Kontroll-Studien, bei denen Untergruppen aus der Gesamtheit gebildet werden, sollen kombinierte Effekte von Genotyp und Exposition auf das Krankheitsrisiko erfasst werden (Meirik 2003). [ 28 ] Das heißt insbesondere, dass Informationen über Krankheitsrisiken im Zusammenhang mit interessanten Expositionen für Individuen mit und ohne einen bestimmten Genotyp gewonnen werden sollen. Ebenso soll der Effekt eines Genotyps auf das Krankheitsrisiko mit und ohne bestimmte Belastungen bestimmt werden. [ 29 ]

Außerdem soll die formale statistische Wechselwirkung zwischen Genotyp und Exposition untersucht werden. Zusätzlich sind kontinuierliche Untersuchungen über die phänotypische Ausprägung sowie biochemische, proteomische und metabonomische Querschnittsuntersuchungen vorgesehen, Untersuchungen über intermediäre Phänotypen und familienbezogene Untersuchungen. Es wird darauf hingewiesen, dass Untersuchungen im Bereich Pharmakogenetik von hohem Interesse für Unternehmen sind. Die Tatsache, dass die Verschreibung der Medikamente in der NHS-Krankenakte erfasst ist und deshalb leicht nachvollzogen werden kann, sei in diesem Zusammenhang von Vorteil.

Eine Begründung für die Notwendigkeit der UK Biobank lautet, dass vorhandene Studien, in denen eine statistische Beziehung zwischen Genvarianten und Krankheiten untersucht wird, deshalb ungenau sind, weil die Zahlen zu klein sind und es eine gewisse Zuverlässigkeit erst ab einer bestimmten Grundgesamtheit gibt. Das wird durch beispielhafte Berechnungen nachvollziehbar gemacht. Sie liefern die wesentliche Begründung für einen Umfang der Daten- und Probensammlung von 500.000 Menschen.

Erwarteter Nutzen

Es wird im wissenschaftlichen Protokoll die Erwartung geäußert, dass Erkenntnisse die durch die Nutzung der Biobank gewonnen werden, für verschiedene Bereiche relevant sind:

  • für die Grundlagenforschung durch ein verbessertes Verständnis der Ätiologie
  • für die Entwicklung neuer Methoden zur Prävention und Therapie von Krankheiten durch das verbesserte Verständnis der Ätiologie
  • für eine gezieltere Intervention durch eine genauere Identifikation von Individuen, die ein erhöhtes Krankheitsrisiko aufgrund von Exposition und Genotyp tragen
  • für die Genetik, Epidemiologie, Biotechnologie
  • für die Pharmakogenetik
  • in Bezug auf völlig neue Fragestellungen in Wissenschaft und Public Health

Die informierte Zustimmung

Die informierte Zustimmung (Informed Consent) zur Teilnahme am Projekt der UK Biobank sieht keine Möglichkeit vor, zwischen verschiedenen Formen zu wählen oder bestimmte Anwendungen auszuschließen. Die Zustimmung gilt für alle möglichen Zwecke von Forschungen, ob öffentlich oder privat. Denjenigen, die Zweifel haben oder wünschen, dass ihre Daten für bestimmte Forschungszwecke nicht verwendet werden, wird nahe gelegt, nicht teilzunehmen (UK Biobank 2002). [ 30 ] Die Blutproben werden zeitlich unbegrenzt gelagert. Die Daten und Proben gehen in den Besitz der UK Biobank über.

Überdies stimmen die Probanden der Weitergabe ihrer NHS-Nummer zu, die es in Verbindung mit der elektronischen Krankenakte ermöglicht, die Krankheitsdaten der vergangenen Jahre abzufragen und die Teilnehmer auch in den nächsten Jahrzehnten weiterzuverfolgen. Die Zustimmung umfasst außerdem die Bereitschaft, erneut kontaktiert zu werden, falls Wissenschaftler weitere Fragen an die Spender haben.

Allerdings gilt die Zusicherung, dass alle Forschungsvorhaben von der UK Biobank geprüft werden und sich an strenge ethische Richtlinien zu halten haben. Daten und Proben werden vor der Weitergabe anonymisiert. Ein unabhängiges Komitee (der Ethics and Governance Council) stellt sicher, dass die Studie dem öffentlichen Interesse dient.

Die Teilnehmer willigen darin ein, dass sie bis auf das unmittelbare Ergebnis der körperlichen Untersuchung kein individuelles Feedback erhalten. Die Teilnehmer erklären, dass sie sich freiwillig beteiligen und dass sie jederzeit die Zustimmung widerrufen können. Ihre Teilnahme hat keine Auswirkung auf ihre zukünftige medizinische Versorgung.

Es wird zugesichert, dass die Daten streng vertraulich und in Übereinstimmung mit dem Datenschutzgesetz aufbewahrt, nur für medizinische Forschung genutzt und nicht auf eine Weise verwandt werden, die sie persönlich identifizieren würde.

4.2.3. Prüfung des Entwurfs des wissenschaftlichen Protokolls

Der ursprüngliche Entwurf des wissenschaftlichen Protokolls wurde an Gutachter versandt (peer review). Sie wurden gebeten, sich zu Fragen der internationalen Wettbewerbsfähigkeit, der Aktualität, des Konzeptes, des Standortes und zu finanziellen Aspekten zu äußern. Die Kommentare wurden vom Medical Research Council veröffentlicht und sind auf der Homepage der UK Biobank abrufbar. Laut Website des MRC erfolgte die Veröffentlichung allerdings erst nach einer Anfrage unter Hinweis auf das Gesetz über die Freiheit der Information (Freedom of Information Act).

Die Veröffentlichung war von GeneWatch angemahnt worden. Das Komitee für Wissenschaft und Technologie hat die Forderung unterstützt. Dies sei zwar ein ungewöhnlicher Schritt, aber als vertrauensbildende Maßnahme notwendig (House of Commons Science and Technology Committee 2003).

Es ist davon auszugehen, dass der Entwurf des wissenschaftlichen Protokolls wegen der Kritik aus den Reihen der Wissenschaft verändert wurde. Der neue Entwurf ist nach Helen Wallace von GeneWatch bisher nicht öffentlich zugänglich (Wallace*). Schon vorab wurde allerdings das Alterspektrum erweitert. Jetzt sollen Frauen und Männer zwischen 40 und 69 Jahren teilnehmen, anstelle von 45 bis 69.

Die Kommentare der Gutachter (peer review) sind sehr unterschiedlich: Sie reichen von großer Begeisterung (B und G finden das Projekt gut bis hervorragend [ 31 ]) bis zu grundsätzlicher Skepsis in Bezug auf prospektive Studien (C [ 32 ] und D [ 33 ]).

In mehreren Kommentaren wird Kritik an der Entscheidung geübt, Teilnehmer und Teilnehmerinnen erst ab 45 einzubeziehen, was für Frauen unter anderem bedeutet, dass sich die meisten in bzw. nach der Menopause befinden.

Einige sind skeptisch bezüglich der erwarteten Rekrutierungsquote von 40 bis 50 Prozent. So hält G eine Quote von 25 Prozent für realistisch.

Mehrere haben Sorge, dass ein Zusammenhang zwischen genetischer Eigenschaft und Krankheiten hergestellt wird, der nicht existiert. F weist auf den Artikel von Clayton und McKeigue (2001) hin, dass eine statistische Wechselwirkung nicht mit einer biologischen Wechselwirkung verwechselt werden sollte, und I merkt an, dass das Design die Gefahr birgt, dass in Assoziationsstudien durch Populations-stratifikationen falsche Assoziationen erzeugt werden. [ 34 ] D führt als ein Beispiel Krebs an, der meist nur eines von paarigen Organen befällt wie eine Brust, eine Lunge oder eine Niere. Sowohl die genetische Ausstattung als auch der Einfluss der Umwelt seien jedoch gleich. Wenn ein Organ befallen ist, sei aber nicht vorherzusagen, ob auch das andere befallen wird. Er plädiert deshalb für Bescheidenheit und Zurückhaltung bei Versprechen. [ 35 ]

H spricht das Problem an, dass Daten, die durch Aufzeichnung der Abstammung gewonnen werden, im Allgemeinen schwach, weil heterogen, sind. Zur Aufklärung der Ätiologie der Chronischen Obstruktiven Lungenerkrankung oder von Erkrankungen des Bewegungsapparates genügen sie nicht und man müsste genauer vorgehen.

Im wissenschaftlichen Protokoll, kritisiert er, werde mit Exposition alles angesprochen, was nicht genetisch beeinflusst ist. Inzwischen sei man aber weiter. Er plädiert für einen krankheitsbezogenen Ansatz und fragt, inwieweit die eingebetteten Fall-Kontroll-Studien besser sind als die üblichen. Ebenso wie andere empfiehlt er, viel Zeit in das Design zu investieren. [ 36 ] Eine andere Empfehlung lautet, genetische Epidemiologen und nicht nur Epidemiologen in die Planung mit einzubeziehen.

Mehrere Anmerkungen beziehen sich auf mögliche Ungenauigkeiten. A sieht das Problem, dass genetische Daten genauer sind als Daten über Expositionen. C weist darauf hin, dass es nicht für alle Krankheiten einen eindeutigen Anfangs- und Endpunkt gibt, so für Diabetes. Neue Erkenntnisse für die Pharmakogenetik seien fraglich, unter anderem weil es Probleme bei der Datenverarbeitung gebe. Außerdem existierten für viele chronische Krankheiten Kombinationstherapien. A fragt, ob es richtig sei, alle ethnischen Gruppen in die Studie mit aufzunehmen. Die Komplexität des ethnischen Ursprungs wie auch des genetischen Hintergrundes sollte berücksichtigt werden. C vermisst die Untersuchung des Einflusses von Umweltchemikalien.

Ebenso ist die Ausgestaltung der informierten Zustimmung ein strittiges Thema. So kritisiert E sie als eine Carte blanche. Auch die Frage der fehlenden individuellen Rückmeldung wird thematisiert. J problematisiert den Fall, dass ein Teilnehmer an einer Krankheit stirbt, die durch eine Studie entdeckt wurde, der Teilnehmer aber nicht informiert wurde. E sieht das Problem, dass es wegen der Langfristigkeit zu Motivationsproblemen bei den Forschern komme, die nicht in der Zentrale in Manchester arbeiten. Er plädiert für Regeln über die Nutzung der Datenbank, damit nicht "big pharma" kontrolliere (peer review).

Die wesentlichen Argumente der Peer Reviewer finden sich auch an anderer Stelle, im innerwissenschaftlichen und öffentlichen Diskurs, wieder, wobei sie unabhängig von den Peer Reviews entstanden sind, da diese erst 2005 im Internet veröffentlicht wurden, um einer Forderung nach dem Freedom of Information Act nachzukommen (Medical Research Council 2001).

4.2.4. Ethische Begleitung und Datenschutz

Ethics and Governance Framework

Im September 2003 veröffentlichten die drei Sponsoren der UK Biobank (MRC, Wellcome Trust und Gesundheitsministerium) den ersten Entwurf des Regelwerks über ethische Grundsätze und verantwortungsvolles Handeln (UK Biobank Ethics and Governance Framework). So konnten Kommentare dazu abgegeben werden, wie zufrieden man mit dem Verfahren ist und wie Teilnehmer angesprochen werden. Die überarbeitete Fassung wurde im November 2005 auf einer öffentlichen Veranstaltung vorgestellt und diskutiert.

Im Einzelnen werden darin Grundsätze oder Normen formuliert zu: Teilnahme, Consent (siehe unten), Geheimhaltung, Vertraulichkeit, Daten- und Probenzugang, Zugriff der Polizei (siehe unten), Besitzverhältnisse der Daten und Proben, Management der UK Biobank, Rechenschaftspflicht, Verbreitung der Ergebnisse, Patentierung. Die UK Biobank verpflichtet sich, sich aktiv in Bezug auf die Teilnehmer und die ganze Gesellschaft zu engagieren. Dies bedeutet unter anderem, dass es regelmäßige Informationen über wissenschaftliche Ergebnisse geben soll durch Newsletters, Websites, Helplines und Veranstaltungen. Wissenschaftler, die die Datenbank nutzen wollen, werden aufgefordert, alle Daten zu veröffentlichen, sowohl positive als auch negative, wobei die Veröffentlichung einen Peer Review-Prozess durchlaufen haben soll. Allerdings ist es möglich, mit der Veröffentlichung zu warten, bis die Artikel für die Veröffentlichung vorbereitet wurden bzw. bis das Patent eingereicht wurde.

GeneWatch kritisiert, das Thema der kommerziellen Interessen werde nicht ausreichend behandelt und es gebe diesbezüglich keine grundsätzlichen Regeln (GeneWatch 2003). [ 37 ]

Ethics and Governance Council

Der Rat für Ethik und verantwortliches Handeln (Ethics and Governance Council) soll als von der UK Biobank unabhängiges Gremium die Einhaltung des ethischen Regelwerks überwachen und die Öffentlichkeit unterrichten. Er macht Vorschläge für die Überarbeitungen der ethischen Richtlinie und gibt Empfehlungen über die Wahrung der Interessen von Teilnehmern und Öffentlichkeit ab. [ 38 ]

Beschwerden sollen intern geklärt werden und nur, wenn sich die UK Biobank weigert zu handeln, soll der Ethics and Governance Council an die Öffentlichkeit gehen (UK Biobank 2003a). Er besitzt kein Vetorecht und ist kein Gatekeeper. Er trifft keine Entscheidungen, sondern gibt nur Empfehlungen ab (Peakman*). Im Entwurf des Ethics and Governance Framework war die Möglichkeit diskutiert worden, dass er ein Vetorecht erhält (UK Biobank 2003b).

Er erhält für seine Tätigkeit 2 Millionen Pfund aus den 61,5 Millionen, die unabhängig von den restlichen Geldern verwaltet werden. Die Berufung durch den Wellcome Trust und den Medical Research Council erfolgte nach einer öffentlichen Ausschreibung gemäß den sieben Nolan-Prinzipien des öffentlichen Lebens. [ 39]

Datenschutz

Den rechtlichen Rahmen bildet das Datenschutzgesetz (Data Protection Act 1998). [ 40 ] Dieses Gesetz erlaubt der Polizei im Rahmen der Strafverfolgung bei gewissen Ausnahmetatbeständen einen Zugriff auf ansonsten geschützte Daten. Die UK Biobank befindet sich in einem Austausch mit der Datenschutzbehörde (Office of the Information Commissioner), um zu klären, ob ihr Konzept den rechtlichen Bestimmungen genügt.

Der Human Genetic Council (Rat für Humangenetik) hat Betreibern von genetischen Forschungsdatenbanken empfohlen, durch geeignete Maßnahmen die unerlaubte Nutzung und Weitergabe auszuschließen. Genetische und krankheitsbezogene Informationen der UK Biobank sollen unterschiedlich verschlüsselt werden.

Nach dem Entwurf des ethischen Rahmenwerks sollen möglichst wenige Personen die Daten und Proben re-identifizieren können (UK Biobank 2003a). [ 41 ] Dies soll durch Mitarbeiter der UK Biobank erfolgen, wobei dies nach der Vorstellung vom Wellcome Trust, nicht gerade diejenigen sein sollten, die selbst Forschung machen (Doyle*). Nach Steve Walker, dem Chefinformatiker der UK Biobank, wird die Re-Identifikation wahrscheinlich nur dann nötig sein, wenn ein Teilnehmer wünscht, dass seine Daten gelöscht werden (Walker*).

Human Genetic Alert hat dagegen vorgeschlagen, die für die Deanonymisierung der Daten Zuständigen sollten von den Eigentümern der UK Biobank unabhängig sein. Die Consumer′s Association hat empfohlen, eine unabhängige Einrichtung solle für die Anonymisierung verantwortlich sein und den Zugang zur Biobank kontrollieren (Parliamentary Office of Science and Technology 2002).

Wegen der Datenarten, die bei der UK Biobank aufbewahrt werden, ist es theoretisch möglich, Menschen über die klinischen Daten zu identifizieren, auch wenn die öffentlich zugänglichen Identifikationsschlüssel den individuellen Daten nicht zugeordnet sind. Die Frage nach der Datensicherheit geht also über den Identifikationsschlüssel hinaus. Daten, die direkt zuzuordnen sind (Name, NHS-Nummer) werden getrennt von klinischen und anderen Daten aufbewahrt (Consent, Größe, Lifestyle) (Walker 2005). Die Daten, die bei der Aufnahme erhoben wurden, werden möglicherweise zusammen mit Namen und Adressen durch die Zentren aufbewahrt, aber nicht mit den später erhobenen Daten verbunden (UK Biobank 2003a).

Walker* führt aus, es stelle in technischer Hinsicht eine sehr große Herausforderung dar, dem Teilnehmer individuell nachzuweisen, dass Daten unter allen möglichen Umständen sicher sind und dass die Vereinbarung, die Teil des Zustimmungsverfahrens ist, eingehalten wird. Darin verpflichtet sich die UK Biobank, Schlüsselprinzipien in Bezug auf Sicherheit und Datenschutz, die mit dem Ethics and Governance Council vereinbart wurden, zu beachten.

Der Human Genetic Council ist der Ansicht, es gebe keine hundertprozentige Sicherheit. Darauf müssten potenzielle Teilnehmer hingewiesen werden, wenn ihre Zustimmung zur Teilnahme an der UK Biobank erbeten wird (House of Commons Science and Technology Committee 2003). [ 42 ]

Nach Wallace ist das Problem mit dem Datenschutz nicht auf die Frage zu reduzieren, ob Versicherer Zugang auf Daten erhalten oder nicht (Wallace*).

Für den Fall, dass die Polizei Zugang zu Daten haben möchte, auf die sie nach dem Datenschutzgesetz unter gewissen Ausnahmetatbeständen zugreifen darf, kündigt die UK Biobank an, sie werde möglicherweise vor Gericht auftreten, um den Zugang zu verhindern (UK Biobank 2003a).

Menschen haben, das zeigen Befragungen, in Bezug auf den Umgang mit genetischen Daten unterschiedlich hohe Anforderungen an den Datenschutz in Abhängigkeit von den Daten. Für viele sind genetische Daten wesentlich sensibler als Gesundheitsdaten, unter anderem da sie selbstverständlich davon ausgehen, dass ihre Gesundheitsdaten von vielen Personen eingesehen werden (Doyle*). Allerdings würden von einigen Menschen Gesundheitsdaten mit einem sozialen Hintergrund, wie etwa Schwangerschaftsabbruch, Geschlechtskrankheiten oder Nervenzusammenbruch, als sehr sensibel angesehen (Camm*).

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