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Freunde & Förderer

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Testimonial Rehmann-Sutter

Christoph Rehmann-Sutter, Professor für Theorie und Ethik der Biowissenschaften
Christoph Rehmann-Sutter, Professor für Theorie und Ethik der Biowissenschaften
Das IMEW arbeitet an einer wahrnehmungsfähigen biomedizinischen Ethik ... (mehr)

Friedrichshainer Kolloquien 2005

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29. November 2005
Der Wunsch nach einem selbstbestimmten Tod

Sterbehilfe im Spielfilm
Angela Hörschelmann, Kulturwissenschaftlerin, Berlin

Selbstbestimmtes Sterben mit fremder Hilfe?
Dr. Alfred Simon, Medizinethiker, Akademie für Ethik in der Medizin, Göttingen

Behandlungsverzicht - Was bedeutet "passive Sterbehilfe"?
Dr. Andreas Kuhlmann, Philosoph, freier Publizist

Das Thema Sterbehilfe wird ausgesprochen gerne von den Medien aufgegriffen, wie der aktuelle Streit über die geplante Niederlassung der Schweizer Sterbehilfeorganisation "dignitas" in Hannover einmal wieder zeigt. Auch im Spielfilm werden ethische Fragen der Sterbehilfe immer wieder thematisiert. Im Jahre 2004 wurden gleich an zwei Spielfilme, die Sterbehilfe thematisieren, Oscars verliehen - "Million Dollar Baby" von Clint Eastwood und "Das Meer in mir" von Alejandro Amenábar. Die Kulturwissenschaftlerin Angela Hörschelmann zeigte an Hand von Filmausschnitten, was die Sterbehilfe für den Spielfilm so interessant macht und welche Fragen mit welchen filmerischen Mitteln dabei angesprochen werden. Daran anschließend nahmen der Medizinethiker Alfred Simon und der Philosoph Andreas Kuhlmann zu ethischen Fragen und zur Zulässigkeit der aktiven und passiven Sterbehilfe Stellung.

Veröffentlichung der Vorträge:

Angela Hörschelmann, Sterbehilfe im Spielfilm, in: Grenzen des Lebens, S. 75-86

Alfred Simon, Selbstbestimmtes Sterben mit fremder Hilfe?, in: Grenzen des Lebens, S. 87-96

Andreas Kuhlmann, Behandlungsverzicht – Selbstbestimmung und passive Sterbehilfe, in: Grenzen des Lebens, S. 97-104

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25. Januar 2005
Was kann eine kulturell aufgeklärte Bioethik leisten?

Reproduktionsmedizin und traditionelle Werte im modernen China
Dr. Ole Döring, Philosoph und Sinologe, Institut für Asienkunde in Hamburg, DFG-Projekt

Der muslimische Patient
Dr. Dr. Ilhan Ilkilic, Philosoph und Islamwissenschaftler an der Universität Bochum

Der gesellschaftlich-politische Diskurs über ethische Fragen in Medizin und Gentechnik findet vor dem Hintergrund sehr unterschiedlicher religiöser und kultureller Wertevorstellungen statt und dies sowohl im Maßstab nationaler, wie internationaler Entscheidungsfindungsprozesse. Dabei geht es um die Frage, welche Rolle religiös-kulturelle Vielfalt einerseits und die Verständigung über allgemeine ethische Normen auf der anderen Seite, in der Bioethik spielen sollten.

Ole Döring ging der Frage nach, wie traditionelle Werte in China zu Fragen der Reproduktionsmedizin stehen und sich dabei von staatlichen Vorgaben und Vorstellungen westlicher Prägung unterscheiden.

Ilhan Ilkilic, Philosoph und Islamwissenschaftler an der Universität Bochum, befasste sich demgegenüber mit Verständigungsschwierigkeiten zwischen Patientinnen und Patienten muslimischen Glaubens und westlich orientierten Experten und Expertinnen im Umgang mit Krankheit und medizinischer Behandlung.

Veröffentlichung der Vorträge:

Ole Döring, Was kann eine kulturell aufgeklärte Bioethik leisten? Ein Blick auf die Deutung des Lebensanfangs und traditionelle Werte im modernen China, in: Biomedizin im Kontext, S. 33-50

Ilhan Ilkilic, Zum Bedarf an Kulturoffenheit in der Medizinethik am Beispiel von muslimischen Patienten in einer wertpluralen Gesellschaft, in: Biomedizin im Kontext, S. 51-65

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19. April 2005
Die Forschungspolitik der Genforschung

Forschungsförderung als Steuerungsinstrument in der Gesundheitsforschung
Dr. Katrin Grüber, Biologin, Leiterin des Instituts Mensch, Ethik und Wissenschaft

Unfassbare Technologien und internationale Innovationsabläufe - Gestaltungsspielräume der nationalen Forschungspolitik
Dr. Ulrich Dolata, Senior Researcher am Artec Forschungszentrum Nachhaltigkeit der Universität Bremen

Veröffentlichung der Vorträge:

Katrin Grüber, Forschungsförderung und Narrative als Steuerungsinstrumente in der medizinischen Forschung, in: Biomedizin im Kontext, S. 277-295

Ulrich Dolata, Unfassbare Technologien und internationale Innovationsverläufe, Gestaltungsperspektiven nationaler Technologie- und Innovationspolitiken, in: Biomedizin im Kontext, S. 297-312

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24. Mai 2005
Biopolitische Diskurse um das humane Genom

Mediale Diskurse über Humangenomforschung
Prof. Dr. Jürgen Gerhards, Lehrstuhl für Makrosoziologie an der FU Berlin
Mike Steffen Schäfer, Soziologe an der FU Berlin

Grenzüberschreitungen - kulturelle, religiöse und politische Konflikte im Kontext der Stammzellenforschung
Dr. Alexandra Manzei, Philosophin und Soziologin, TU Berlin

Biopolitische Themen spielen seit einigen Jahren in öffentlichen Diskursen zunehmend eine wichtigere Rolle. Das Humangenomprojekt und die Stammzellforschung sind besonders einschlägige Beispiele hierfür. Diese biopolitischen Diskurse finden in politischen Gremien, öffentlichen Veranstaltungen und in den Medien statt.

Jürgen Gerhards und Mike Steffen Schäfer stellten ihre Ergebnisse einer vergleichenden empirischen Untersuchung der Medienberichterstattung und -diskussionen über das Humangenomprojekt in den USA und in Deutschland vor. Sie zeigten die Struktur der Debatten, sowie das Standing der Akteure und die vertretenen Argumente und Positionen auf. Dies ist umso interessanter, als den massenmedialen Debatten wegen ihrem starken Einfluss auf politische Entscheidungsträger eine privilegierte Position gegenüber anderen Foren der öffentlichen Diskussion, wie Parlamentsdebatten, Tagungen oder Stammtischgesprächen zukommt.

Alexandra Manzei stellte die Ergebnisse einer vergleichenden Studie zur internationalen Diskussion über die Stammzellforschung vor. Dabei zeigte sie, dass vor dem Hintergrund der Internationalisierung biomedizinischer Forschung politische, religiöse und soziale Differenzen besondere Bedeutung gewinnen. Dies betrifft nicht nur die Frage nach der Schutzwürdigkeit menschlicher Embryonen hinsichtlich deren Nutzung für die Stammzellherstellung, sondern auch Gerechtigkeitsfragen (wer hätte gegebenenfalls Zugang zu Stammzelltherapien und wer nicht?) sowie kulturelle Unterschiede im Verständnis von Krankheit, Gesundheit, Leben und Tod.

Veröffentlichung der Vorträge:

Jürgen Gerhards und Mike Steffen Schäfer, Öffentliche Hegemonie? Presseberichterstattung über Humangenomforschung im deutsch-amerikanischen Vergleich, in: Biomedizin im Kontext, S. 85-103

Alexandra Manzei, Grenzüberschreitungen, Kulturelle, religiöse und politische Differenzen im Kontext der Stammzellforschung weltweit, in: Biomedizin im Kontext, S. 67-84

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21. Juni 2005
Wem gehört der Körper? - Körpersubstanzen als Therapeutika

Gesellschaftspolitische Regulation von Entnahme, Zirkulation und Nutzung von Körpersubstanzen
Dr. Ingrid Schneider, Politologin, Forschungsschwerpunkt Biotechnik, Gesellschaft und Umwelt (BIOGUM), Universität Hamburg

Self-Ownership? Die Verfügung über Körpersubstanzen als gerechtigkeitstheoretisches Problem
Beate Herrmann, Interfakultäres Zentrum für Ethik in den Wissenschaften, Universität Tübingen

Traditionell waren der eigene Körper und seine Teile im Unterschied zu äußeren Gütern nicht Gegenstand von gesellschaftlicher Produktion und Austausch. Das hat sich mit der modernen Biomedizin und Biotechnologie nachhaltig verändert. Für die Herstellung von Stammzelllinien werden Eizellen und Embryonen verbraucht und für die Forschung werden Gen- und Biobanken aufgebaut. Im Zuge solch zunehmender Fremdverwertbarkeit von Körperteilen und Körpersubstanzen gerät die Auffassung der Unverfügbarkeit des eigenen Körpers unter Druck. Verwertungsansprüche Dritter werden laut, was wiederum Abwehr hervorruft. Ingrid Schneider befasste sich aus politologischer Perspektive mit der gesellschaftspolitischen Regulation der "Biomärkte". Welche Rolle spielt dabei die Ablehnung einer "Verrohstofflichung" des Körpers und welche die Befürwortung der Zuerkennung von Eigentumsrechten am eigenen Körper? Beate Herrmann ging aus philosophischer Sicht darauf ein, welche Chancen und Gefahren dieser Entwicklung in der überkommenen person- und autonomietheoretischen Begrifflichkeit nicht mitreflektiert sind. Sie prüfte dabei, inwieweit die traditionellen Begründungen der Unverfügbarkeit des eigenen Körpers unter den neuen Verhältnissen Bestand haben.

Veröffentlichung der Vorträge:

Ingrid Schneider, Die gesellschaftspolitische Regulation von Entnahme, Zirkulation und Nutzung von Körpersubstanzen, Ein Klassifikationssystem, in: Biomedizin im Kontext, S. 239-260

Beate Herrmann, Sind wir Eigentümer unserer Körper? Zum besonderen moralischen Status von Körperorganen und -substanzen, in: Biomedizin im Kontext, S. 261-275

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27. September 2005
Der Tod im Schaukasten

Labor und Bühne: Zur Geschichte des medizinischen Erkenntnisfortschritts im Anatomischen Theater (14.-19. Jh.)
PD Dr. Anna Bergmann, Kulturhistorikerin, Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder)

Die "Körperwelten"-Ausstellung als öffentliche Leichenschau und das Selbstverständnis der heutigen Anatomie
Dr. Andreas Winkelmann, Anatom, Institut für Zell- und Neurobiologie, Charité Universitätsmedizin Berlin

Im Anatomischen Theater des 14.-19. Jahrhunderts hat die öffentliche Zergliederung von Leichen der Forschung, der Lehre, bisweilen aber auch der Unterhaltung gebildeter Kreise gedient. Das Anatomische Theater war die Begründungsstätte der empirischen Medizin, hat aber schon immer auch zutiefst ambivalente Reaktionen - zwischen Faszination und Abscheu - hervorgerufen. Diese Tatsache verweist auf die Bedeutung der Geschichte der Anatomie für unser Körperverständnis und für den Umgang mit Krankheit, Sterben und Tod. Die Kulturhistorikerin Anna Bergmann beschäftigte sich in ihrem Beitrag mit der kulturgeschichtlichen Bedeutung der Anatomie und dabei insbesondere mit dem medizinischen Erkenntnisfortschritt, zu dem das Anatomische Theater geführt hat. Als eine zeitgenössische Form des anatomischen Theaters will Gunther von Hagens seine "Körperwelten"-Ausstellungen betrachten. Der Anatom Andreas Winkelmann sieht dies als historisches Missverständnis. Er diskutierte in seinem Beitrag kritisch, welches Menschenbild sich in von Hagens' Leichenschau zeigt und warum die moderne universitäre Anatomie für ihre Aktivitäten noch immer einen "geschützten Raum" vorzieht.

Veröffentlichung der Vorträge:

Anna Bergmann, Labor und Bühne: Medizinischer Erkenntnisfortschritt im anatomischen Theater, in: Grenzen des Lebens, S. 45-60

Andreas Winkelmann, Die menschliche Leiche in der heutigen Anatomie, in: Grenzen des Lebens, S. 61-74

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