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Exklusion und Inklusion

Zwei Perspektiven auf Exklusion und Inklusion
In den Vorträgen dieser Veranstaltung werden die Konzepte der Inklusion und der Integration behandelt und die Hürden und spezifischen Fragestellungen, die sich bei der Implementierung inklusiver Maßnahmen im Blick auf Menschen mit geistigen Behinderungen auftun beleuchtet.

Inklusion und Integration
Prof. Dr. Jörg Michael Kastl, Reutlingen
Der Vortrag beschäftigt sich mit dem Verhältnis von Inklusion und Integration. In der öffentlichen und pädagogischen Diskussion wird immer wieder postuliert, das Konzept der Inklusion habe das Konzept der Integration abgelöst. In dem Vortrag soll das Verhältnis dieser Konzepte aus der Sicht der Soziologie bestimmt und die Begriffe dabei näher erläutert werden. Die zentralen Thesen lauten dabei:

a. Inklusion und Integration bezeichnen aus soziologischer Sicht verschiedene Phänomene, die Begriffe lassen sich deshalb nicht wechselseitig ersetzen.
b. Erfahrungen mit Behinderung und sozialer Benachteiligung zeigen: man kann zwar inkludiert sein, aber schlecht integriert.
c. Inklusion kann und wird neue Formen der Ungleichheit und Benachteiligung schaffen.
Dabei wird ein kritischer Blick auf die derzeitige öffentliche, politische und pädagogische Diskussion des Inklusionsthemas geworfen.

Dr. Jörg Michael Kastl ist Professor für Soziologie der Behinderung und sozialer Benachteiligung an der Fakultät für Sonderpädagogik der Pädagogischen Hochschule Ludwigsburg.

Gibt es Grenzen der Inklusion von Menschen mit geistiger Behinderung?
Prof. Dr. Markus Dederich, Köln
Seit dem Inkrafttreten der UN-Behindertenrechtskonvention hat die Diskussion über Inklusion erheblich an Dynamik gewonnen und inzwischen auch Teile der Gesellschaft erreicht, die sich vorher nicht mit diesem Thema befasst haben. Und nicht nur das: Heute ist es zu einer Frage der politischen Korrektheit geworden, für umfassende Inklusion zu sein.

Dabei ist es vor allem bei Menschen mit schweren geistigen Behinderungen heute weitgehend unklar, wie deren Inklusion aussehen kann und welche Folgen es für die Betroffenen hat, bisherige Betreuungs- und Hilfsstrukturen aufzugeben und durch neue, bislang kaum evaluierte und empirisch überprüfte Strukturen zu ersetzen.

Insoefern könnte man behaupten, dass im Zeichen der Inklusion ein erhebliches Humanexperiment mit ungewissem Ausgang in Gang gesetzt wird.
Vor diesem Hintergrund wird - in Abhebung von der allgegenwärtigen Inklusionsrhethorik - in diesem Vortrag der Versuch unternommen, mit Blick auf Menschen mit geistiger Behinderung Bedenken gegenüber Inklusionsbestrebungen ernst zu nehmen, ohne dabei die Inklusion als normative Leitidee der Behindertenpädagogik und Behindertenpolitik preiszugeben.

Dr. Markus Dederich ist Professor für Allgemeine Heilpädagogik, Theorie der Heilpädagogik und Rehabilitation an der humanwissenschaftlichen Fakultät der Universität Köln.

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