IMEW-Newsletter 10/2017 - Friedrichshainer Kolloquium 2017 Blicke auf Körper von älteren Menschen und Menschen mit Behinderung Dienstag, 26.09.2017, 16 Uhr bis 19 Uhr
Sehr geehrte Leserinnen und Leser,
ich freue mich, Sie zu der 3. Veranstaltung des Jahres im Rahmen des Friedrichshainer Kolloquiums einzuladen. Am 26. September 2017 findet das Kolloquium zum Thema „Blicke auf Körper von älteren Menschen und Menschen mit Behinderung“ in Zehlendorf statt, in Kooperation mit der Fürst Donnersmarck-Stiftung und in den Räumen der Villa Donnersmarck.
Das diesjährige Friedrichshainer Kolloquium steht unter dem Oberthema „Alter & Behinderung, Gemeinsam denken – Unterschiede anerkennen“. Nach wie vor werden die Themen Alter und Behinderung eher getrennt diskutiert und nicht miteinander verbunden. Eine Verknüpfung beider Themen ist vor dem Hintergrund des demographischen Wandels aber notwendig. Die Menschen werden älter und die Wahrscheinlichkeit, mit steigendem Lebensalter Behinderungen zu erwerben, steigt. Die immer besser werdende medizinische Versorgung führt insgesamt zu einer höheren Lebenserwartung, damit aber auch häufig zu einer längeren Lebensphase der Einschränkung, auch bei Menschen, die aufgrund ihrer Behinderung früher altern. Auch die Tatsache, dass für Menschen mit Behinderung die Einschränkungen des Alters noch belastender sind als für Menschen ohne Behinderung, spielt eine entscheidende Rolle für das Thema.
In der dritten Veranstaltung des Kolloquiums steht nun der Körper im Zentrum der Aufmerksamkeit. Im ersten Vortrag des Nachmittages thematisiert Tina Denninger die sich wandelnden Perspektiven auf das Alter(n). Anhand von empirischen Material aus einem Forschungsprojekt zu Schönheit im Alter wird im Vortrag die Rolle des Körpers im Alter diskutiert und auch mit der Frage der Konstruktion des behinderten Körpers verknüpft.
Im zweiten Vortrag stellt Markus Dederich zentrale Aspekte gegenwärtiger Diskurse über den Körper in den Sozial- und Kulturwissenschaften sowie den Disability Studies vor. Hier schließt eine kurze theoretische Skizze zur Konstruktion von Gleichheit und Verschiedenheit an, die auf die körpertheoretischen Vorüberlegungen zurückgreift. Dabei soll auch die Relevanz von Körpertheorien für den Diskurs über Behinderung erläutert werden.
Im Rahmen der Kolloquien werden zu einem spezifischen Thema jeweils zwei Vorträge aus unterschiedlichen Disziplinen gehalten und ausführlich mit Ihnen diskutiert. Auf diese Weise befördert das IMEW den Dialog zwischen den Disziplinen und stärkt dabei insbesondere die Perspektive Behinderung. Das Friedrichshainer Kolloquium wendet sich an Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, an Studierende und an Interessierte. Die Teilnahme ist kostenfrei.
Wir bitten um telefonische oder elektronische Anmeldung bis zum 12. September 2017. Die genauen Informationen zur Anmeldung finden Sie in diesem Newsletter weiter unten. Bitte teilen Sie auch mit, wenn Sie Unterstützungsbedarf haben.
Ich freue mich auf Ihr Kommen.
Mit freundlichen Grüßen
Katrin Grüber
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Soziologische Betrachtungen des alternden Körpers
- Tina Denninger, Institut Mensch, Ethik und Wissenschaft, Berlin
Fitness, Gesundheit, aber auch Jugendlichkeit gehören zu den Leitbildern der neuen Alten. Parallel zu diesem (scheinbaren) Aufwertungsdiskurs existiert aber ebenfalls der Diskurs des demografischen Wandels, in dem im Kern vor allem der alternde Körper (als gebrechlich bis hin zum potenziell teuren Pflegefall) problematisiert wird. Die Bedrohung des Alters für den Einzelnen, aber auch für die Gemeinschaft, ist immer enthalten und die Abwertung dysfunktionaler Körper ist entscheidendes Element. Trotz – oder gerade aufgrund – der diskursiven Aufwertung des dritten Lebensalters als potenziell ‚jugendliche‘ Lebensphase, ist gerade der alternde Körper immer noch stark mit negativen Bildern wie körperlichem Verfall, der Zunahme von Krankheiten oder auch dem Verlust von Attraktivität verknüpft.
Die Konstruktion des Alter(n)s bzw. des alternden Körpers weist dabei auch Parallelen zur Kategorie Behinderung auf. Für die Theoriebildung erscheint deshalb auch der Vergleich beider Kategorien gewinnbringend. So sind beide Kategorien in den Körper eingeschrieben und oft nach außen hin sichtbar. In beiden Fällen dient der intakte, weitestgehend unversehrte und funktionstüchtige Körper als Norm, an dem die Umwelt oder das Subjekt selbst sich bemisst. Sowohl der alternde als auch der behinderte Körper werden in diesem Sinne „zugerichtet“, sei es durch das Trainieren des Körpers oder dessen Annäherung an einen „normalen“ Körper mithilfe zahlreicher Hilfsmittel. Doch es bestehen auch Unterschiede. So führen Prozesse der Biologisierung und Naturalisierung in beiden Fällen zu unterschiedlichen Bewertungen. Die gesellschaftlichen, historisch unterschiedlich gewachsenen Bilder von Alter und Behinderung führen zu unterschiedlichen Deutungsmustern.
Anhand von empirischen Material aus einem Forschungsprojekt zu Schönheit im Alter wird im Vortrag die Rolle des Körpers im Alter diskutiert und mit der Frage der Konstruktion des behinderten Körpers verknüpft.
Dr. Tina Denninger ist Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut Mensch, Ethik und Wissenschaft. Sie beschäftigt sich mit Fragen der Inklusion und Partizipation von Menschen mit Behinderung. Der Titel ihrer Dissertation lautet „Blicke auf Schönheit und Alter. Von Körperbildern alternder Menschen“.
Behinderte Körper aus der Perspektive der Disability Studies
- Prof. Dr. Markus Dederich, Universität zu Köln
Der Vortrag fußt auf der Annahme, dass der Körper bei der Wahrnehmung von relevanten Unterschieden zwischen den Menschen, deren Markierung sowie der Herausbildung und Ausformung von sozialen Differenzkategorien und deren Bewertung eine zentrale Rolle spielt.
Zunächst erfolgt ein geraffter Überblick über wichtige Aspekte gegenwärtiger Diskurse über den Körper in den Sozial- und Kulturwissenschaften sowie den Disability Studies. Hier schließt eine kurze theoretische Skizze zur Konstruktion von Gleichheit und Verschiedenheit an, die auf die körpertheoretischen Vorüberlegungen zurückgreift. Hierbei soll auch die Relevanz von Körpertheorien für den Diskurs über Behinderung erläutert werden.
Markus Dederich ist Erziehungswissenschaftler und Heilpädagoge. Er lehrt als Professor an der Universität zu Köln. Seine Arbeitsschwerpunkte sind theoretische und ethische Grundfragen der Heilpädagogik; (bio-)ethische Probleme im Kontext von Behinderung; Inklusion und Exklusion und Disability Studies. Markus Dederich ist Verfasser der ersten deutschsprachigen Einführung in die Disability Studies.
Das nächste Kolloquium findet statt am:
Dienstag, 14.11.2017, 16 bis 19 Uhr
Nichts über uns ohne uns - Partizipation und Selbstvertretung
Selbstvertretung in Deutschland und Europa
- Hans-Günter Heiden, NETZWERK ARTIKEL 3 e.V., Berlin
Älter werden im Quartier: Soziale Nachhaltigkeit durch Selbstorganisation und Teilhabe
- Monika Alisch, Hochschule Fulda
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Kooperationspartner
IMEW
Institut Mensch, Ethik und Wissenschaft
Warschauer Straße 58 A
10243 Berlin
Telefon: (0)30 / 29 38 17 - 70
Fax: (0)30 / 29 38 17 - 80
Fürst Donnersmarck-Stiftung zu Berlin
Bereich Freizeit, Bildung, Beratung
Villa Donnersmarck
Schädestr. 9-13
14165 Berlin
Tel.: 030 – 847 187 0
Fax: 030 – 847 187 23
E-Mail: villadonnersmarck@fdst.de
www.villadonnersmarck.de
Veranstaltungsort:
Villa Donnersmarck
Schädestr. 9-13
14165 Berlin
Kontakt:
Dr. Katrin Grüber
Telefon: 030-293817-70
E-Mail: info@imew.de
Anmeldung:
Villa Donnersmarck
Schädestr. 9-13
14165 Berlin
Tel.: 030 – 847 187 0
Fax: 030 – 847 187 23
E-Mail: villadonnersmarck@fdst.de
Die Teilnahme ist kostenfrei.
Wir bitten um telefonische oder elektronische Anmeldung bis 14 Tage vor dem jeweiligen Termin. Bitte teilen Sie auch mit, wenn Sie Unterstützungsbedarf haben.
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