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Bericht über die Preisverleihung des Institutes Mensch, Ethik und Wissenschaft

Veranstaltung am 23. Oktober 2006 in der Urania, Berlin

Grußwort von Dr. Susanna Schmidt, Bundesministerium für Bildung und Forschung

Am 23. Oktober 2006 verlieh das Institut Mensch, Ethik und Wissenschaft zum ersten Mal den IMEW-Preis und den IMEW-Nachwuchspreis, der mit 2000 Euro dotiert ist.

Mit den beiden Preisen werden herausragende wissenschaftliche Arbeiten ausgezeichnet, welche die gesellschaftlichen und kulturellen Voraussetzungen und Folgen der medizinischen Forschung und Praxis behandeln und damit einen Beitrag zur Gleichberechtigung und Anerkennung von chronisch kranken und behinderten Menschen leisten.

Die Juroren aus dem Wissenschaftlichen Beirat waren sehr beeindruckt von der wissenschaftlichen Qualität der im Rahmen der Ausschreibung eingereichten Beiträge. Diese kamen aus sehr unterschiedlichen Disziplinen. Der Nachwuchspreis wurde für die Arbeit der Pflegewissenschaftlerin und Philosophin Anika Mitzkat von der Privaten Universität Witten-Herdecke vergeben. Der Titel der Arbeit lautet: "Die Stellung der Angehörigen in der Gesundheitsversorgung im Licht des Dritten". Die Arbeit wird in der Reihe IMEW Expertise publiziert.

Mit dem IMEW-Preis wurde die Philosophin Prof. Dr. Eva Feder Kittay aus New York, Mutter einer schwer behinderten Tochter, für ihre gesamte Arbeit ausgezeichnet. Sie ist eine international bekannte Ethikerin, die eine feministische Care-Ethik vertritt und dabei die Perspektive von Menschen mit Behinderung besonders akzentuiert. Prof. Dr. Eva Kittay versteht sich zudem als kritische Bioethikerin und setzt sich in den USA für eine Wohlfahrtspolitik ein, die die Situation von Menschen mit Behinderung und deren Familien verbessert.

Herr Robert Antretter, der Vorsitzende des Kuratoriums des IMEW, übergab im Rahmen einer festlichen Veranstaltung am 23. Oktober 2006 in Berlin den Preisträgerinnen die Urkunden, die von dem Berliner Künstler Michael Müller gestaltet sind. Zur Preisverleihung kamen über hundert Personen aus der Politik und Wissenschaft, von Hochschulen, Verbänden sowie Einrichtungen mit kirchlichem bzw. religiösem Hintergrund.

Foto von Preisträgerin Eva Feder Kittay

Preisträgerin Eva Feder Kittay © IMEW

IMEW-Preis für die Philosophin Eva Feder Kittay

Prof. Dr. Dietmar Mieth, der Vorsitzende des Wissenschaftlichen Beirates des IMEW, würdigte in seiner Laudatio die besondere Leistung der Philosophin Kittay.

"Es ist uns bewusst, dass wir in Eva Feder Kittay auch eine exzellente akademische Laufbahn (seit 1974) und ein vielseitiges Schaffen, sozialwissenschaftliche und ethische Reflexionen von Rang, ausgestattet mit einem deutlichen Profil sowie mit einem praktischen Engagement als Beraterin ehren."

Eva Feder Kittay ist die erste Preisträgerin des IMEW-Preises. Es ist nicht eine einzige besondere Leistung, sondern ihre gesamte Arbeit, die mit der Preisvergabe ausgezeichnet wurde. "Mit wissenschaftlicher Akribie und traumhafter Sicherheit in der Darstellung", so Prof. Dr. Dietmar Mieth, hat sie mit ihrem Ansatz der Care-Ethik, die insbesondere die Perspektive von Menschen mit Behinderungen in den Blick nimmt, zu einer herausragenden Erweiterung des Diskurses beigetragen:

"Ich meine, dies ist der wissenschaftliche und zugleich auch der moralische Grund, weshalb wir Frau Kittay diesen Preis mit großer Überzeugung und ebenso großer Bewunderung verleihen."

Laudatio für Eva Feder Kittay

Die Preisträgerin führte in ihrer Dankesrede aus:

"Ich bin allen dankbar, die mitverantwortlich sind, dass ich diese Ehre erhalte. Ich danke Ihnen für die wichtige Arbeit, die Sie leisten: die Wissenschaft der Bioethik mit unseren ethisch-menschlichen Perspektiven zu vereinen."

Sie sprach darüber, was es für sie bedeutet, als Philosophin und als Mutter ein Kind großzuziehen, das nie dazu in der Lage sein wird, ein Wort zu sprechen, und noch weniger ein Wort der Philosophie zu verstehen. Ohne diese Erfahrung wäre sie nicht dazu gekommen, nach einer bescheideneren Philosophie zu suchen. Sie messe die Philosophie daran, ob sie Behinderungen weder explizit noch implizit aus unseren moralischen und sozialen Gemeinden ausschließt:

"Den Maßstab, den ich nun an die Wahrheit und den Wert jeder philosophischen Position anlege, ist ihre Fähigkeit, eine Person, wie meine Tochter, einzubeziehen. Nur wenige, befürchte ich, bestehen diese Feuerprobe."

Dankesrede von Eva Feder Kittay

IMEW-Nachwuchspreis für Anika Mitzkat

Prof. Dr. Linus Geisler hob in seiner Laudatio für die Nachwuchswissenschaftlerin hervor:

"Ihr Verdienst, Frau Mitzkat, ist es, das Modell einer triadischen Pflegebeziehung entworfen zu haben. Ihre These ist, dass die Stellung des Angehörigen sich nicht nur aus der Dyade seiner Beziehung zum pflegebedürftigen Menschen bestimmt, sondern abhängig ist von einem Dritten."

Der Angehörige erscheine in drei Verhältnissen im Kontext der Gesundheitsversorgung: als Hauptperson, als Nebenperson und als Partner. Die Trägerin des Nachwuchspreises habe viel Licht in das System der triadischen Beziehung gebracht und habe ohne Frage den Preis verdient.

Laudatio für Anika Mitzkat

Frau Mitzkat zeigte in ihrer Dankesrede, wie sie ihre Arbeit konkret auf das Themenfeld: Angehörige von sterbenden Menschen anwendet.

Der Preis wird in Zukunft alle zwei Jahre verliehen.

Katrin Grüber

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